Sexualisierter Missbrauch in Essen in der Evangelischen Kirche - Neue Studie veröffentlicht

Missbrauch gibt es nicht nur in der katholischen Kirche, sondern auch in der evangelischen. Das zeigt eine neue Studie. Die kann auch Folgen für Essen haben.

© Anja Wölker / Radio Essen

Zahlen für Essen noch nicht bekannt

Das Ausmaß sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in der evangelischen Kirche ist größer als bisher angenommen. Am Donnerstag (25. Januar) wurde eine unabhängige Studie dazu veröffentlicht. Die sagt: Seit 1946 hat es in Deutschland mindestens 2.225 Missbrauchsopfer gegeben. Bislang ging die evangelische Kirche von etwa 900 Opfern aus. Mutmaßliche Täter sollen Priester, Mitarbeitende in der evangelischen Kirche und Ehrenamtliche sein. Die Zahl liegt hier bei mehr als mehr als 1.200 - die Dunkelziffer soll weit höher sein. Diese Ergebnisse sorgen auch in Essen für Aufsehen. "Ich bin echt jetzt gerade ganz demütig und beschämt", sagt Marion Greve, die Superintendentin des Kirchenkreises Essen, direkt nach Veröffentlichung der Studie. Genaue Zahlen zu den Missbrauchsfällen in Essen gibt es aber noch nicht. Die mehr als 800 Seiten der Studie müssen jetzt erst einmal in Ruhe analysiert werden. Danach wird geschaut welche Konsequenzen für uns hier in Essen gezogen werden.

Mögliche Konsequenzen in Essen für die Kirche

Wo sind die Risikofaktoren für sexualisierte Gewalt besonders groß und wie kann man das ändern? Mit dieser Frage will sich der Kirchenkreis nochmal beschäftigen, sobald die Studie durchgesehen wurde. Wichtig sei vor allem das Leid der Betroffenen zu hören und auszuhalten, so Marion Greve. Die stünden nämlich im Mittelpunkt. Deswegen überlegt Marion Greve für Betroffene in Essen einen geschützten Raum zu schaffen, in dem sie vertrauensvoll miteinander über ihre Erfahrungen sprechen können.

Die Evangelische Kirche in Essen tut schon einiges um sexualisierte Gewalt zu verhindern. 2020 hat der Kirchenkreis ein eigenes Schutzkonzept entwickelt, für Haupt- und Ehrenamtliche sind seitdem erweiterte Führungszeugnisse nötig, und es wurde ein Interventionsteam eingesetzt. In allen 26 Kirchengemeinden wurde geprüft, wo zum Beispiel dunkle Gänge sind, in denen Menschen besonders gefährdet sind. Außerdem gibt es drei Ansprechpersonen. An die können sich Menschen in Essen wenden, die sexualisierte Gewalt erfahren haben. Seit 2022 haben sich in Essen fünf Menschen gemeldet, die verbale Grenzverletzungen erlebt haben. Es gibt seit 2011 auch eine offizielle Meldestelle für Betroffene sexualisierter Gewalt in der gesamten Evangelischen Kirche im Rheinland. Dort haben sich bisher neun Menschen gemeldet. In drei Fällen kam es nachher zur Strafanzeige und ein Fall wurde rechtskräftig verurteilt.

Wenn Ihr hier in Essen sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche erlebt habt, könnt Ihr Euch hier melden.

Marion Greve im Gespräch mit der Himmel & Essen-Redaktion

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