Polizei Essen: Großeinsatz an zwei Schulen in Essen

Am Donnerstagmorgen (12. Mai) gab es an zwei Schulen in Essen große Polizei-Einsätze. Was bisher bekannt ist, lest Ihr hier.

Großer Polizeieinsatz am Don-Bosco-Gymnasium in Essen
© Radio Essen/ Fabian Schulenkorf

Update 16:20 Uhr zu den Öffnungen der betroffenen Schulen:

Das Don-Bosco-Gymnasium schreibt auf der Schul-Website, dass die Schule auch am Freitag (13. Mai) für den Unterricht geschlossen bleibt. Das hat die Schulleitung nach reiflicher Überlegung beschlossen, heißt es dort. Die Lehrerinnen und Lehrer sollen das Geschehene in Ruhe aufarbeiten und vor allem auch wichtige Dinge vorbereiten, wie zum Beispiel die mündlichen Abiprüfungen am Montag.

Die Realschule am Schloss Borbeck wird "normal" geöffnet haben am Freitag. Dort können die Schülerinnen und Schüler in ihren Klassen über den Vorfall sprechen und so sanft wieder in den Unterricht finden, heißt es von der Schule auf Radio Essen-Nachfrage.

Polizei Essen riegelt zwei Schulen in Borbeck ab

An zwei Schulen in Essen liefen am Donnerstag (12. Mai) größere Polizeieinsätze. Betroffen waren das Don Bosco-Gymnasium und die Realschule am Schloss Borbeck, sagt die Polizei. Es bestehe der Verdacht, dass ein 16-jähriger, deutscher Schüler an beiden Schulen Straftaten begehen wollte. Die Ermittlungen laufen aktuell auf Hochtouren, heißt es.

© Radio Essen

Polizeieinsatz in Essen: Was bisher bestätigt ist

Bestätigt hat die Polizei inzwischen, dass bereits am frühen Morgen gegen 4:20 Uhr ein SEK-Team eine Wohnung in der Nähe des Gymnasiums Borbeck gestürmt und durchsucht habe. Dort lebt ein 16-Jähriger Schüler, der erst auf die Realschule am Schloss Borbeck und später auf das Don Bosco-Gymnasium ging. In der Wohnung wurden mehrere Rohrbomben mit Zeitschaltuhren, eine Nagelbombe, mehrere Armbrüste, eine selbstgebaute Waffe und explosive Stoffe gefunden. Damit habe der 16-Jährige offenbar einen Amoklauf geplant. Das bestätigte auch NRW-Innenminister Herbert Reul am Mittag in einer Pressekonferenz vom Land. Inwiefern diese Waffen wirklich funktionstüchtig gewesen wären, das muss jetzt noch genau untersucht werden. Die Polizei Essen bestätigte ebenso, dass der Junge in seinem Zimmer vorläufig festgenommen wurde und vernommen wird. Auch die Eltern des Jungen waren in der Wohnung anwesend, heißt es.

Der mutmaßliche Täter könne außerdem ein rechtsradikales Motiv gehabt haben, heißt es von Innenminister Reul. Bei den Durchsuchungen soll ein Manifest mit ausländerfeindlichem Gedankengut gefunden worden sein, sowie SS-Runen. Gleichzeitig könnten diese Schriftstücke als Hilferuf eines jungen Mannes gesehen werden, sagte Reul weiter, denn bei dem 16-Jährigen sollen starke psychische Probleme sowie Suizidgedanken bekannt sein.

Reul sagte in der Pressekonferenz am Donnerstagmittag auch, dass heute vermutlich ein Albtraum in Essen verhindert wurde und bedankte sich bei dem Hinweisgeber, der die Polizei sowie die Schulen benachrichtigt hatte und dem schnellen Einsatz der Polizei Essen. Der Hinweisgeber hatte offenbar von dem mutmaßlichen Täter selbst erzählt bekommen, dass er Bomben an den Schulen platzieren wollte, so Reul.

Beide Schulen blieben den Donnerstag über geschlossen. Dort waren unter anderem zehn Spürhunde der Polizei unterwegs, die nach deponierten Bomben oder Waffen suchen, außerdem arbeiten rund 123 Polizistinnen und Polizisten an dem Fall. Polizeisprecher Christoph Wickhorst sagte am Mittag gegenüber Radio Essen, dass der erste Durchsuchungsdurchgang keine Auffälligkeiten in den Schulen ergeben habe und bisher nichts gefunden wurde. Am Mittag gab es dann noch eine zweite Durchsuchung, um auf Nummer sicher zu gehen. Kurz nach 14 Uhr war diese dann beendet und blieb auch ohne Funde. Jetzt ermittelt die Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf wegen Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat gegen den 16-Jährigen.

© Radio Essen

Schulleiter vom Don-Bosco-Gymnasium in Essen

Ein Radio Essen-Reporter konnte am Vormittag mit dem Schulleiter des Don-Bosco-Gymnasiums sprechen. Er sagt:

Niemand darf aktuell auf das Gelände, das Sekretariat ist aber besetzt, auch die Schulleitung ist vor Ort. Es gibt viele Anrufe, teils von offiziellen Stellen, aber auch von vielen Eltern. Er hat früh schon den Hinweis auf der Homepage veröffentlicht, dass die Schule heute (12.05.) ausfällt. Einige Eltern haben das für einen Scherz gehalten und gedacht, dass die Schulhomepage gehackt wurde, daher auch viele zusätzliche Anrufe. Er versucht alles zu beantworten, es ist wichtig, in Verbindung mit allen zu bleiben. Daher auch sehr gut, dass Radio Essen sich meldet.
Ob es morgen tatsächlich wieder normal Schule geben wird, ist noch nicht entschieden. Die Schüler hätten jetzt schlimme Bilder im Kopf, viele seien verängstigt. Ob man das morgen in der Schule auffängt oder erst nächste Woche wieder mit dem Unterricht startet, muss noch entschieden werden. Auch sei ja noch nicht klar, wann die Polizei das Gebäude und das Gelände wieder freigibt. (Stand: 12.05. 10:30 Uhr)

Der Schulleiter wurde von der Nachricht am Donnerstagmorgen nicht überrascht, im Gegenteil: Die Schule selbst hat am Mittwochabend ebenfalls die Polizei über den Verdacht informiert, nachdem sie Hinweise auf eine geplante Straftat bekommen hat. Ob diese Hinweise aus der Schülerschaft kamen, wollte er nicht beantworten.

© Radio Essen

Reaktionen aus dem Elternvorstand

Viele Eltern haben am Morgen erst nur eine kurze Nachricht bekommen. Das hat für viel Verwirrung gesorgt und für viele Anrufe untereinander sowie am Don-Bosco-Gymnasium. Eine weitere Nachricht gab dann die Schulschließung bekannt. Tanja Mlakar ist im Elternvorstand des Gymnasiums und hat zwei Söhne auf der Schule. Die haben ein mulmiges Gefühl wieder in die Schule zurückzugehen. Sie kennen den mutmaßlichen Täter nicht persönlich, aber der Schock sitzt tief. Tanja Mlakar wünscht sich im Interview in der Radio Essen-Spätschicht, dass der Vorfall aufgearbeitet wird für die Schülerinnen und Schüler und weitere Unsicherheiten aus dem Weg geräumt werden.

© Radio Essen

Hilfe von Stadt Essen und Schulpsychologie

Im Radio Essen-Interview haben die Leiterin der sozialen Dienste der Stadt Essen, Susanne Schreinert, und Schulpsychologin Hubertina Falkenhagen von der Essener Schulberatung erklärt, wie sie in einer solchen Lage Vorgehen und was sie tun können, um Betroffenen zu helfen.

© Radio Essen

Mehr Meldungen aus Essen

Weitere Meldungen

skyline