Krankenhäuser in Essen holen philippinische Pflegekräfte - eine besondere Zusammenarbeit

In Essen arbeiten immer mehr Krankenschwestern und Pfleger aus den Philippinen. Sie sind gut ausgebildet und ziemlich begehrt.

© Kliniken Essen-Mitte

Pflegeberuf - Mit Bachelor-Studium in Essen angekommen

Der Fachkräftemangel macht besonders vor den Krankenhäusern nicht Halt. Ohne gute Kräfte aus dem Ausland wären auch die Krankenhäuser in Essen vor große Schwierigkeiten gestellt. Ein Sprecher der Kliniken Essen-Mitte sagte, ohne die vielen starken Kräfte von den Phillipinen könnten zum Beispiel nicht so viele Krebs-Operationen stattfinden wie es aktuell der Fall ist. In Heidhauen haben sich deshalb Vertreter der Kliniken Essen-Mitte am Donnerstagnachmittag (14.03.) mit der phillipinischen Gemeinde getroffen und die Zusammenarbeit gefeiert. Philippinische Krankenschwestern und Pfleger haben in ihrer Heimat ein Bachelor-Studium absolviert, manche haben sogar den Master gemacht. Trotzdem finden sie in ihrer Heimat keinen Job und müssen, trotz Studium, z.B. als unterbezahlte Telefonistinnen in Call-Centern arbeiten. Die Philippinen bilden traditionell sehr viel Pflegepersonal aus. Mehr als die Kliniken dort benötigen. Deshalb gehen viele nach dem Studium ins Ausland. Bevor sie nach Essen kommen, haben sie auch schon etwas Deutsch gelernt. Hier arbeiten sie, lernen weiter Deutsch und bereiten sich parallel auf die Prüfung vor, damit sie auch einen deutschen Berufsabschluss haben.

Philippinische und Deutsche Flagge vor der Philippinischen Gemeinde in Essen Heidhausen© Kostas Mitsalis / Radio Essen
Philippinische und Deutsche Flagge vor der Philippinischen Gemeinde in Essen Heidhausen
© Kostas Mitsalis / Radio Essen

Philippinische Regierung fördert den Export von Fachkräfte

Knapp 100 Krankenschwestern und Krankenpfleger von den Philippinen arbeiten inzwischen in Essen. Die meisten sind im Krupp-Krankenhaus. Auf Platz zwei sind die evangelischen Kliniken Essen Mitte, hier sind es noch 15 Fachkräfte, es sollen aber mehr werden. Die Krankenhäuser haben einen Anwerbe-Vertrag mit der philippinischen Regierung. Davon profitieren die Kliniken in Deutschland und die Familien der Krankenschwestern auf den Philippinen. Sobald sie hier genug verdienen, schicken sie Geld nach Hause, um ihre Familien zu unterstützen. Der Deal mit der philippischen Regierung wird auf beiden Seiten als sehr fair gesehen. Die deutsche Seite bekommt gut ausgebildetes Personal in einer Branche, die dringend Arbeitskräfte sucht, die philippinische Seite bekommt Devisen. Die Krankenschwestern schicken nicht nur Geld in die Heimat, sie besuchen auch regelmäßig ihre Familien dort und geben bei den Besuchen relativ viel Geld aus.

Kliniken Essen Mitte haben eine Lehrerin mit philippinischen Wurzeln

Die evangelischen Kliniken Essen Mitte haben eine Lehrerin, die den jungen philippischen Krankenschwestern nicht nur fachlich weiterhelfen kann. Sie versteht auch die Sprache, die Mentalität und die Ängste der jungen Frauen. Sheila Bothe-Rezonja ist mit 13 Jahren von den Philippinen nach Essen gekommen. Sie ist hier aufgewachsen und spricht perfekt Deutsch. Für die jungen Frauen ist die Lehrerin auch eine Vertraute, wenn sie Heimweh bekommen, wenn sie Angst haben, wenn Zweifel sie plagen und ihre Familie am anderen Ende der Welt ist. Sheila Bothe-Rezonja kann vieles verstehen und nachvollziehen. Ihre eigene Mutter war damals in den 80ern als Krankenschwester nach Deutschland gekommen und hatte Sheila in ein völlig fremdes Land mitgenommen. Sie macht Ausflüge mit den jungen Frauen, zeigt ihnen die Stadt und erklärt ihnen auch die deutsche Mentalität.

© Kostas Mitsalis / Radio Essen

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