Galeria in Essen hat wieder Insolvenz eingereicht

Die dritte Insolvenz von Galeria Karstadt Kaufhof aus Essen ist offiziell. Der Antrag ging am Dienstag (9. Januar) beim Amtsgericht ein.

© Anna Bartl, Radio Essen

Galeria aus Essen zum dritten Mal insolvent

Galeria Karstadt Kaufhof aus Essen ist schon wieder insolvent. Das Unternehmen hat am Dienstag (9. Januar) einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Essen gestellt. Das hat ein Sprecher der Warenhauskette mitgeteilt. Es ist bereits die dritte Insolvenz seit 2020. Das hatte sich auch schon angedeutet, weil Teile des Konzerninhabers Signa insolvent sind. Eigentlich sollte Galeria von Signa eine Hilfszahlung von 200 Millionen Euro erhalten. Die ersten 50 Millionen sollten wohl im Februar fließen. Das wird nun offenbar nichts. Der Insolvenzverwalter von Signa wollte sich auf Anfrage allerdings nicht dazu äußern. Galeria besteht aktuell noch aus 92 Warenhäusern und mehr als 15.000 Beschäftigten. Nach der vergangen Insolvenz musste der Konzern etwa 40 Filialen schließen. Die letzten 18 davon machen noch diesen Monat zu. Hinter der Zukunft des Konzerns aus Essen steht damit weiter ein großes Fragezeichen.

Trotzdem kündigt das Unternehmen am Dienstagmittag in einer Pressemitteilung an, dass die Filialen und das Online-Geschäft aktuell weiter geführt werden. Außerdem wollen Führungsteam und vorläufiger Insolvenzverwalter den Sanierungsweg gemeinsam beschreiten.

Chef von Galeria in Essen spricht von Befreiungsschlag

Galeria-Chef Olivier van den Bossche bewertet die erneute Insolvenz in einer Mitteilung aber wieder positiv:

"Wir sehen in dem heutigen Tag ausdrücklich einen Befreiungsschlag. Jetzt zählt allein, was Galeria weiterbringt. Wir müssen die Signa-Mieten, teure Dienstleister, das Service-Center in Essen und die Effizienz unserer Logistik konsequent auf Kurs bringen. Unsere Filialen und Vertriebsmannschaft funktionieren bereits gut und auch unser Online-Geschäft haben wir in die Profitabilität geführt. Jetzt sind unsere Ziele Eigentümerwechsel und Lösung aus der Umklammerung.“ 

So könnte Galeria gerettet werden, obwohl die Insolvenz der Signa-Gruppe die Warenhauskette massiv schädigen würde. Das laufende Geschäft sei dadurch behindert und die hohen Mieten sowie teuren Dienstleitungen schränken die Entwicklungsmöglichkeiten stark ein, heißt es in der Mitteilung weiter. Zuletzt stand ein Verkauf von Galeria zur Diskussion. Demnach wird ein neuer Eigentümer gesucht, Gespräche mit potenziellen Investoren seien bereits angelaufen, so die Warenhauskette. Das Ziel sei die Fortführung von Galeria. Durch die Insolvenz könnten die Gespräche im laufenden Geschäft weitergeführt werden.

Galeria in Essen beantragt Regelinsolvenzverfahren

Wie es mit den Mitarbeitern bei Galeria weitergeht ist ebenfalls unklar. Während des letzten Insolvenzverfahrens hatte die Bundesagentur für Arbeit den Galeria-Beschäftigten drei Monate lang Insolvenzgeld gezahlt. Das soll laut Bundagentur für Arbeit auch dieses Mal wieder passieren. Das Insolvenzgeld wird für drei Monate nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens in Höhe des letzten Nettoeinkommens gezahlt.

Die Gläubiger von Galeria hatten bei der letzten Insolvenz auf Milliardenforderungen verzichtet, um dem Konzern einen Weg aus der Krise zu ebnen. Auch der Staat half mit insgesamt 680 Millionen Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfond. Laut dem Insolvenzplan vom Frühjahr 2023 sollte der WSF nur einen kleinen Teil aus der Verwertung des Warenbestands zurückerhalten. Diesmal hat Galeria ein Regelinsolvenzverfahren beantragt. Dabei wird vom Gericht ein Insolvenzverwalter bestellt. Der muss allen Geschäften der Geschäftsführung zustimmen. Die bleibt im Amt. Außerdem erstellt der Verwalter, Rechtsanwalt Stefan Denkhaus, ein Gutachten, ob die Gründe für die Insolvenz gegeben sind und die Kosten des Verfahrens gedeckt sind. Erst wenn die Voraussetzungen erfüllt sind, wird das Insolvenzverfahren eröffnet. Der vorläufige Insolvenzverwalter für Galeria sagte:

"Die Insolvenzen der Signa-Gruppe haben die gute Entwicklung von Galeria konterkariert und bedrohen das Unternehmen. Dem Management blieb deshalb kein anderer Weg, als das Unternehmen im Zuge einer Insolvenz aus dieser Umklammerung zu befreien. Wir werden gemeinsam mit aller Kraft daran arbeiten, den begonnen Weg unter besseren Rahmenbedingungen weiter fortzusetzen und Galeria als Unternehmen zu erhalten. Eine Zerschlagung ist ausdrücklich nicht Ziel des Verfahrens."

Der Insolvenzverwalter will das Verfahren schon bis zum Sommer beenden und sucht nach Käufern für den Warenhauskonzern.

Oberbürgermeister Kufen will Standort in Essen erhalten

Oberbürgermeister Thomas Kufen hat am Dienstagnachmittag ebenfall auf den erneuten Insolvenzantrag reagiert. Er stehe in Verbindung mit der Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft und Galeria Karstadt Kaufhof und versucht mit eine verlässliche Perspektive für das Unternehmen sowie die Mitarbeitenden zu finden. Die erneute Insolvenz sei jetzt wieder ein Schlag, nachdem erst eine Strategie für ein zukunftsfähiges Warenhauskonzept gefunden schien, so der Oberbürgermeister.

Ein Schutzschirmverfahren wird es dieses Mal voraussichtlich nicht geben. Das bedeutet: Es steht alles auf dem Prüfstand. [...] Der Erhalt von Arbeitsplätzen am Wirtschaftsstandort Essen hat für uns alle höchste Priorität. Wir setzen uns weiter dafür ein, dass die Mitarbeitenden von Galeria eine verlässliche berufliche Perspektive am Standort erhalten. Ich hoffe sehr, dass es gelingt, die Hauptverwaltung und auch die damit verbundenen Arbeitsplätze in Essen zu halten. Die EWG unterstützt weiterhin im Sinne des Standorts Essen.

Als nächstes steht auch noch ein Gespräch zwischem Kufen und dem Galeria-Betriebsrat an.

In Essen spielt sich wieder in Drama ab bei Galeria

In Essen haben es viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Galeria Karstadt Kaufhof wahrscheinlich schon befürchtet, dass die nächste Insolvenz kommt. Diese Befürchtungen sind jetzt eingetreten. Ein ganz kleines Trostpflaster gibt es aber immerhin, vor Weihnachten gab es noch eine Sonderzahlung. Die hatte die Gewerkschaft Verdi für alle ausgehandelt. Schon seit Jahren verzichten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Galeria auf Teile ihres Gehaltes. Das liegt 15 Prozent unter dem im Flächentarifvertag ausgehandelten Lohn. Die Gewerkschaft Verdi versucht seit Monaten in zähen Tarifverhandlungen den Tarifvertrag für die Beschäftigten wieder umzusetzen. Jetzt bekommen alle aber erst einmal Insolvenzgeld, das ist genauso hoch wie das Gehalt, was jede und jeder jetzt bekommt, erklärt Corinna Groß im Interview mit Radio Essen-Moderatorin Anna Bartl. Die Bundesfachgruppenleiterin für Einzelhandel bei Verdi sieht bei dieser Insolvenz auch nicht die Schuld beim Management des Konzerns. Das Unternehmen ist Opfer der Insolvenz der Signa-Gruppe, erklärt Groß hier weiter.

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