"Ferienspatz" in Essen: Name missbraucht - Polizei ermittelt

Der Name des Ferienangebots "Ferienspatz" vom Jugendamt Essen wurde geklaut und möglicherweise genutzt, um Kinder sexuell zu missbrauchen. Die Polizei ermittelt.

Das Ferienspatz Logo für die Stadt Essen
© Stadt Essen

Jugendamt Essen erschüttert über Namensklau

Es ist ein schrecklicher Verdacht. Die Staatsanwaltschaft und die Polizei in Bielefeld ermitteln seit Ende Dezember, weil möglicherweise Kinder nach der Kontaktaufnahme über ein Online-Angebot sexuell missbraucht wurden. Der Name der Internetseite: "Ferien Spatz e.V.". Das Jugendamt der Stadt Essen hat ein Ferienangebot mit dem gleichen Namen. Da reagiert man fassungslos:

"Wir sind zutiefst erschüttert, dass sich Menschen mit kriminellem Hintergrund mit dem Namen unseres Ferienangebotes versucht haben, das Vertrauen von Familien zu erschleichen. Wir hoffen inständig, dass dies nicht gelungen ist."

Das sagt Carsten Blum, Leiter des Jugendamtes Essen, in einer Mitteilung der Stadt. Die Polizei geht nach Angaben der Stadt davon aus, dass es sich bei der Internetseite von "Ferien Spatz e.V." um ein Fake-Angebot handelt, bei dem auch falsche Personalien benutzt wurden. Die Seite ist inzwischen gesperrt. Ob bewusst der gleiche Name des Angebotes aus Essen gewählt wurde, ist unklar.

Die Fake-Seite ist inzwischen offline.© Polizei Bielefeld
Die Fake-Seite ist inzwischen offline.
© Polizei Bielefeld

Angebot in Essen hat nichts mit Fake-Seite zutun

Die Ermittlung der Polizei richtet sich ausschließlich auf die gefälschte Internetseite von "Ferien Spatz e.V.", die ihren Sitz angeblich in Bochum habe. Seriöse Angebote von Städten und Jugendämtern, wie eben in Essen, sind kein Teil der Untersuchungen. Das Jugendamt Essen ruft trotzdem zur Unterstützung bei den Ermittlungen auf. Das angebliche Freizeitangebot wurde offenbar mit Werbeflyern vor allem in Social Media Gruppen für Alleinerziehende beworben. Gelockt wurde demnach mit Aufenthalten in Nordrhein-Westfalen, im Ruhrgebiet, im Sauerland, in Sachsen und in Thüringen.

Die Polizei sucht jetzt weitere Personen, die Kontakt zu dem angeblichen Freizeitangebot hatten. Sie möchte nach Angeben des Jugendamtes wissen, wer Kontakt zum "Ferien Spatz e.V." hatte, wer Kinder da angemeldet hat oder hatte und wer das Betreuungsangebot angenommen hat. Außerdem fragt die Polizei, wer Personen kennt, die Kontakt zu der Fake-Seite hatten oder wer Hinweise geben kann, wo in den sozialen Medien dafür geworben wurde. Wenn Ihr eine dieser Fragen beantworten könnt oder andere Hinweise habt, meldet Euch bitte per Telefon oder E-Mail beim Polizeipräsidium Bielefeld und die Ermittlungskommission "Spatz". Telefon: 0521 545-1155, E-Mail: Hinweise.Bielefeld@polizei.nrw.de.

Im Jugendamt Essen sind alle fassungslos

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Jugendamt der Stadt Essen reagieren geschockt auf den Missbrauch des Namens "Ferienspatz". Der Ferienspatz in Essen ist seit über 50 Jahren ein etabliertes und seriöses Angebot für Eltern. Sie können ihre Kinder in den Ferien so betreuen lassen, wenn sie selbst arbeiten müssen. Das ist für Eltern schulpflichtiger Kinder immer ein gutes Angebot, weil sie selbst keine 6 Wochen Urlaub machen können. Außerdem können die Kinder viele Abenteuer erleben, haben soziale Kontakte und lernen auch immer viel bei den Angeboten. Zahlreiche Vereine und Jugendhäuser der Stadt bieten über den Ferienspatz ihre Freizeiten an. Der Ferienspatz ist zu einer großen Plattform geworden. Häufig sind beliebte Angebote auch schnell ausgebucht. Umso trauriger ist es für alle, dass der Name jetzt so missbraucht wurde, erklärt Stephanie Kutschker vom Jugendamt der Stadt Essen im Interview mit Radio Essen-Moderatorin Anna Bartl.

© Radio Essen

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