Essen: Keine Trostpflaster mehr - gesunde Pflege gefordert

Zu wenige Pflegekräfte, veraltete Kommunikationskanäle und mangelnder Service. In Essen ging es am Wochenende um die Gesundheitsbranche. Einige Forderungen und Erkenntnisse lassen die Sorgen wachsen.

© Tobi Bitter / Radio Essen

Essen diskutiert über Personalgewinnung für Gesundheitsbranche

In Essen haben Expertinnen und Experten aus den Krankenhäusern, der Gesundheitsbranche und den Pflegeschulen über Möglichkeiten diskutiert, wie junge Menschen für die Berufe in der Branche begeistert werden können. Dabei gehen viele Unternehmen bereits neue Wege. Sie werben für ihr Unternehmen in den sozialen Netzwerken wie die optadata-Gruppe in Altenessen-Süd oder nutzen entsprechende Software wie die Kliniken Essen Mitte in Huttrop. Die Agentur für Arbeit bietet für die Pflegebranche Qualifizierungen für Mitarbeitende direkt in den Unternehmen an und übernimmt die Kosten zu 100 Prozent.

Gesundheitsforum in Essen zieht erste Bilanz zur neuen Pflegeausbildung

Rund 500 Essenerinnen und Essener aus der Gesundheitsbranche haben die Diskussion beim 7. Essener Gesundheitsforum in der Messe Essen verfolgt. Das Forum wurde von Oberbürgermeister Thomas Kufen einberufen und wird vom Verein Essen.Gesund.Vernetzt - Medizinische Gesellschaft e.V. organisiert. In dem Forum ging es außerdem um die neue Form der Pflegeausbildung. Da wurde vor allem auf den Mangel an Lehrern für die Ausbildung aufmerksam gemacht. Positiv sei, dass die Ausbildung jetzt deutlich praxisorientierter ist und die Auszubildenden mehr unterstützt werden. Insgesamt würden rund 10 Prozent mehr Pflegekräfte ausgebildet, das reiche allerdings nicht um den Bedarf zu decken, erklärt der Experte aus dem NRW Gesundheitsministerium. 

Uniklinik in Essen kritisiert das Gesundheitssystem

Der ärztliche Direktor der Uniklinik in Holsterhausen Prof. Dr. Jochen Werner hat jetzt ein Buch über das Gesundheitssystem in Deutschland geschrieben und übt darin deutliche Kritik an den Strukturen. Die müssten zum einen zugunsten der Pflegekräfte und Ärzte verändert werden und zum anderen für die Patientinnen und Patienten. Die würden oft zwischen die Schnittstellen des Systems geraten und lange auf Termine warten müssen. Dazu komme die mangelnde Digitalisierung im Gesundheitssystem. Das Fax sei immer noch der Kommunikationsweg zwischen Ärzten, Krankenhäusern und der Reha. Das sei nicht mehr zeitgemäß, erklärt Jochen Werner im Interview mit Radio Essen-Moderatorin Anna Bartl. Hier begründet er auch, warum er das Buch "So krank ist das Krankenhaus" geschrieben hat.

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