Essen: Heftiger Brand zerstört Flüchtlingscamp Moria - Essener Medizin-Studentin vor Ort

Ein großer Brand hat weite Teile des Flüchtlingslagers Moria auf der griechischen Insel Lesbos zerstört. Verena Würz studiert in Essen Medizin und ist seit Wochen im Camp Moria im Rahmen der medizinischen Versorgung im Einsatz. "Hier steht fast nichts mehr", so Verena Würz.

© Verena Würz

Medizin-Studentin aus Essen zum Brand auf Lesbos

Die menschenunwürdigen Zustände im Flüchtlingscamp Moria auf Lesbos stehen schon länger in der Diskussion. In den letzten Tagen sind dort auch mehrere Corona-Fälle aufgetreten und nun das: In der Nacht zu Mittwoch ist im Camp ein Feuer ausgebrochen und hat große Teile dort zerstört. "Es wird Wochen dauern, das alles wieder aufzubauen", berichtet die Essener Medizin-Studentin Verena Würz im Radio-Essen-Interview. Sie engagiert sich schon seit einigen Wochen bei der medizinischen Versorgung vor Ort.

Essener Medizin-Studentin: Militär setzt Tränengas ein

© Verena Würz
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Im Interview erzählt sie: "Es fand keine geregelte Evakuierung statt". Die Menschen seien nur noch vor dem Feuer weggelaufen und irgendwann habe das Militär Straßensperren errichtet und die Menschen mit Tränengas zurückgedrängt. Ein Krankenhaus gibt es im Flüchtlingscamp und in diesem Teil des Camps arbeitet auch Verena Würz. "Hier steht fast nichts mehr", berichtet sie. "Ich schätze, dass wir um die 80 Prozent an Medikamenten und Versorgungsmaterialien verloren haben". Medizinische Versorgung könnten sie und die anderen Helfer derzeit nicht leisten. Überhaupt sei die Situation vor Ort katastrophal: "Alles riecht nach Feuer und es gibt keine andere Möglichkeit, als die Geflüchteten von der Insel zu evakuieren oder auf der Insel einen anderen Ort zu finden".

© Radio Essen

Video vom Brand im Camp Moria

Hintergründe zum Camp Moria

Moria gilt mit derzeit etwa 12.600 Bewohnern als das größte Flüchtlingslager Europas - diese Menschen sind nun obdachlos. Verletzt wurde nach vorläufigen Angaben niemand. Die griechische Regierung geht von Brandstiftung aus. An den Zuständen auf Lesbos gibt es seit Jahren massive Kritik. Im Namen der Europäischen Union versprach Innenkommissarin Ylva Johansson schnelle Hilfe. Sie sei in Kontakt mit den lokalen Behörden, schrieb die schwedische Politikerin auf Twitter. Dabei habe sie zugestimmt, den unverzüglichen Transfer und die Unterbringung der verbleibenden 400 unbegleiteten Kinder und Jugendlichen aufs Festland zu finanzieren. "Die Sicherheit und der Schutz aller Menschen in Moria hat Priorität".

Dem Großbrand vorangegangen waren Unruhen unter den Migranten, weil das Lager nach einem ersten Corona-Fall unter Quarantäne gestellt worden war. Am Dienstag wurde bekannt, dass die Zahl der Infizierten bei 35 liege. Manche Migranten hätten daraufhin das Lager verlassen wollen, um sich nicht mit dem Virus anzustecken, berichtete die halbstaatliche griechische Nachrichtenagentur ANA-MPA. Einige Infizierte und ihre Kontaktpersonen, die isoliert werden sollten, hätten sich hingegen geweigert, das Lager zu verlassen und in Isolation gebracht zu werden.

© Verena Würz
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