Essen: Falsche Atteste gegen Mundschutz-Pflicht im Umlauf

In Essen sind Fake-Atteste gegen die Mundschutz-Pflicht aufgetaucht. Einige Kunden betreten zum Beispiel ohne Maske ein Geschäft. Wenn sie dann vom Personal darauf hingewiesen werden, zeigen sie das falsche Attest vor.

© Radio Essen

Maskenpflicht: Falsche Atteste in Essen entdeckt

Radio-Essen-Hörer Carsten (Foto) hat sich bei Radio Essen gemeldet: Bei ihm stand eines Tages eine Frau vor der Tür, die getankt hatte und ohne Maske bezahlen wollte. Als der Tankwart sie darauf angesprochen hat, erklärte sie, dass sie ein ärztliches Attest habe. Das zeigte sie dann auch Tankwart Carsten. Auf dem Attest war zu lesen: "Hiermit bestätige ich, dass das Tragen eines Mundschutzes für o.g. Person aus medizinischen Gründen nicht ratsam ist." Daneben war der Scan eines Dokumentes mit dem baden-württembergischen Staatswappen, offenbar soll dies die Approbationsurkunde des Arztes sein. Carsten war skeptisch, die Frau wirkte kerngesund und daher hat er sie nicht reingelassen. Sie wollte auch keine Maske am Eingang kaufen. Daher hat Tankwart Carsten draußen kassiert, weil damit kein Verstoß im Geschäft gegen die Maskenpflicht besteht und keine anderen Kunden und Kollegen gefährdet werden.

Tankwart Carsten hat sich aber den Namen des Arztes auf dem Attest gemerkt und gegoogelt: Es handelt sich um einen Urologen aus Hessen. Radio Essen hat versucht, den Arzt zu erreichen. Doch er ist nicht mehr Teil des Medizinischen Versorgungszentrums in Hessen und auch sonst nicht mehr zu erreichen. Im Internet kann man aber ein Blanko-Attest herunterladen und sich so selbst bescheinigen, dass man keine Maske tragen muss.

Die Tankwarte haben sich in einer WhatsApp-Gruppe über diesen Fall ausgetauscht: Nach Radio-Essen-Informationen hat es inzwischen mindestens sieben Kunden mit einem solchen falschen Attest an den Tankstellen in Essen gegeben. Neben der Tankstelle in Heidhausen auch an der Tankstelle in der Wesfahlenstraße in Steele.

Falsche Atteste in Essen: Das sagen Ärzte

Dieses falsche Attest gibt es derzeit in Essen©
Dieses falsche Attest gibt es derzeit in Essen
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Ärzte stellen offenbar kaum solche Atteste aus. Wir haben mit einem Hausarzt gesprochen: Bei über 6.000 Patienten hat er gerade einmal 11 Atteste ausgestellt und dies sehe auch ähnlich bei seinen Kollegen aus. Zudem sei es ohnehin bei Risikopatienten sinnvoller, dass sie zuhause bleiben - ein Attest helfe ihnen kaum. Kritik kommt auch der Ärztekammer in Hessen. Sie erklärt gegenüber Radio Essen: "Die Ausstellung von Blanko-Rezepten ist berufsrechtlich nicht akzeptabel." Der Präsident der Landesärztekammer Hessen, Dr. med. Edgar Pinkowski, erklärt: "Die Ausstellung eines Blankoattest für eine dem Arzt unbekannte Person, verstößt gegen das Gebot, die ärztliche Überzeugung nach bestem Wissen auszusprechen".

Falsches Attest: Wie ist die Rechtslage?

Die Polizei Essen war noch völlig ahnungslos, als wir bei ihr nachgefragt haben. Sie hat bisher noch keinen solchen Fall gemeldet bekommen. Gegenüber Radio Essen erklärt ein Pressesprecher der Polizei: Wenn man mit dem falschen Attest einen Verkäufer täuscht und sich dann ein Kunde ansteckt, ist das strafbar. Rechtsanwalt Dr. Frank Roeser aus Rüttenscheid ergänzt: Würde jemand mit diesem Fake-Attest zu einer Behörde gehen und das vorzeigen, kann es dort auch juristische Probleme geben.

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