Essen: 50 Jahre Aldi-Entführung - Spektakulärer Fall jährt sich

Vor 50 Jahren wurde der Aldi-Gründer Theo Albrecht aus Essen entführt. Er wurde damals mehr als zwei Wochen lang gefangen gehalten. Es war eines der spektakulärsten Verbrechen der deutschen Geschichte. Und bis heute bleibt vieles unklar.

Aldi-Gründer aus Essen entführt

29. November 1971: Vor der damaligen Aldi-Zentrale in Herten lauern zwei Entführer dem Aldi-Gründer Theo Albrecht auf. Angeblich wollten sie eigentlich seinen älteren Bruder Karl Albrecht entführen. Der war aber immer mit seinem Chauffeur unterwegs. So wurde dann Theo Albrecht in eine Anwaltskanzlei in Düsseldorf gebracht und dort 17 Tage lang hinter einer Schrankwand gefangen gehalten. Seine beiden Entführer: Ein Anwalt mit hohen Spielschulen und ein mehrfach vorbestrafter Tresorknacker. Die Polizei sucht tagelang mit mehr als 160 Ermittlern nach dem Aldi-Gründer.

Essen: Aldi-Gründer kommt gegen Lösegeld frei

Die beiden Entführer fordern von der Familie Albrecht sieben Millionen Mark Lösegeld. Sie melden sich per Brief und per Telefon. Die Verhandlungen sind zäh. Theo Albrecht selbst soll auch verhandelt haben: "Ich taxiere den Wert meines Lebens auf 500.000 Mark", soll er gesagt haben. Letztlich erklärt sich der damalige Ruhrbischof Franz Hengsbach dazu bereit das Lösegeld in zwei Koffern auf einem dunklen Feldweg bei Düsseldorf zu übergeben. Theo Albrecht bleibt daraufhin noch einen Tag in der Obhut des Bischofs. Dann kehrt er nach Hause zurück. Er bedankt sich bei der Polizei mit 120 Flaschen Sekt, zwei Fässern Bier und zwölf Flaschen Schnaps. Die beiden Entführer werden kurz darauf festgenommen. Sie werden später zu jeweils achteinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.

Familie Albrecht lebt zurückgezogen in Essen

Die Entführung wird danach nur noch ein Mal größer Thema. Theo Albrecht will das Lösegeld als Betriebsausgabe der Firma von der Steuer absetzen. Darum kommt es einige Jahre später zum Prozess. Das Finanzgericht Münster entscheidet, dass die Entführung eine Privatsache war. Nur der verschwundene Teil des Lösegelds kann in der Steuererklärung geltend gemacht werden. Aus der Familie Albrecht hat bisher niemand über die Entführung sprechen wollen. Die direkt Beteiligten sind mittlerweile alle gestorben. Die Entführung gilt bis heute als einer der Gründe, warum die Albrechts ihr ganzes Leben in Bredeney extrem zurückgezogen gelebt haben. Der Tod von Theo Albrecht wird erst bekannt, als er schon auf dem Friedhof in Bredeney beigesetzt ist.

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