Clan-Streit in Essen: Die Chronologie der letzten Tage

In Essen ist der Streit zwischen zwei arabischen Großfamilien eskaliert. Am Samstag gab es eine Massenschlägerei auf der Altendorfer Straße. Seitdem hatte die Polizei jeden Tag Einsätze mit Bezug zu Clans. Sie hat erstmals eine genauere Chronologie der Ereignisse veröffentlicht.

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Clans liefern sich Massenschlägerei in Essen

Die Hintergründe sind noch unklar, die Auswirkungen aber stark spür- und sichtbar. Am Wochenende ist der Streit zwischen zwei arabischen Großfamilien in Essen eskaliert. Bei einer Massenschlägerei auf der Altendorfer Straße sind am Samstagabend (25. Juni) etwa 400 Mitglieder der beiden Clans aufeinander getroffen. Sie prügelten sich mit mitgebrachten Stöcken genauso wie mit Tischen, Stühlen, Tellern und Tassen aus den umliegenden Lokalen. Dabei wurde ein 30-Jähriger durch einen Messerstich in den Hals lebensgefährlich verletzt. Inzwischen schwebt er nicht mehr in Lebensgefahr. Im Rahmen dieses Einsatzes erhielt die Polizei Hinweise auf eine Wohnung an der Oberdorfstraße. Dorthin waren etwa 40 Personen geflüchtet. Nach anfänglichen Problemen konnten diese "zur friedlichen Mitwirkung bewegt und anschließend überprüft werden", heißt es. Wie genau sie an der Massenschlägerei beteiligt waren, wird noch ermittelt. Unter ihnen war auch ein ebenfalls 30-jähriger Mann mit Schnittverletzungen. Gegen ihn lag ein Haftbefehl wegen Raubes vor. Nach einer Behandlung im Krankenhaus wurde er festgenommen. Die Polizei konnte die Lage an diesem Abend nach eigenen Angaben durch diverse Platzverweise zunächst beruhigen.

Essen: Zwei Schlägereien in zwei Tagen

Am Sonntag (26. Juni) hat die Polizei über den Tag verteilt im Bereich der Altendorfer Straße immer wieder Gruppen von bis zu 30 Personen gesehen und überprüft. An diesem Abend gab es plötzlich erneut eine Massenschlägerei. An der Haskenstraße haben etwa 100 Personen aufeinander eingeschlagen und eingetreten. Drei Beteiligte wurden leicht verletzt. Zwei von der Polizei ausgemachte Rädelsführer, 19 und 20 Jahre alt, wurden in Gewahrsam genommen. Das führte laut Polizei zu einer schnellen Beruhigung der Lage.

Friedensrichter soll zwischen Clans in Essen vermitteln

Am Montagabend (27. Juni) hat die Polizei in der Körnerstraße einen 1er BMW überprüft. Im Auto saßen vier junge Männer zwischen 17 und 20 Jahren, die alle Clanbezüge auswiesen. Im Auto fanden die Polizisten diverse Schlagwerkzeuge, Messer, Macheten und einen Elektroschocker. Die drei Volljährigen mussten ihre Nacht im Polizeigewahrsam verbringen, der 17-Jährige wurde seinen Eltern übergeben. Am Dienstagabend (28. Juni) bekam die Polizei bestätigt, was schon seit dem Wochenende spekuliert wurde. Sie erfuhr, dass ein so genannter Friedensrichter in dem Konflikt zwischen den Großfamilien vermitteln soll. "Friedensrichter missachten wissentlich das Rechtssystem unseres Staates", sagt die Polizei. Sie dulde keine Paralleljustiz.

Spitzt sich Clan-Konflikt in Essen zu?

In der Nacht zu Mittwoch (29. Juni) gibt es Hinweise, dass sich der Konflikt zwischen den Clans zuspitzen könnte. Nachbarn meldeten der Polizei, dass sich am Borbecker Platz mehrere vermummte Personen aufhalten. Die Polizei traf elf Männer an, die alle einer arabischen Großfamilie zugeordnet werden konnten. Bei ihnen wurden ein Einhandmesser und ein Schlagstock gefunden. In einem Auto, das den Clan-Mitgliedern wohl zugeordnet werden kann, fanden die Polizisten zwei Pistolen und Munition. Die Pistolen waren "scharf", also einsatzbereit. Sie wurden sichergestellt. Die Polizei sagt, dass es in den letzten zwei Jahren zu "keinen vergleichbaren Auseinandersetzungen im Clanmilieu" gekommen ist.

Mobile Mahnwache in Altendorf

Auch die Polizei reagiert auf die gewalttätigen Auseinandersetzungen in Altendorf: Ab sofort gibt es dort auf dem Ehrenzeller Platz eine Mobile Wache der Polizei Essen, die neben den üblichen Einsatzkräften vor Ort präsent sein soll. Bis zum 4. Juli ist die Mobile Wache geöffnet - in der Woche von 10 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 16 Uhr.

Je nachdem, wie viele Menschen das Angebot nutzen, will die Polizei auch den Standort wechseln. So sollen möglichst viele Anwohner erreicht werden.

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