Böllerwurf bei Rot-Weiss Essen: Verdächtiger festgenommen

Der Böllerwurf beim Spiel zwischen Rot-Weiss Essen und Preußen Münster ist wohl aufgeklärt. Am Donnerstag wurde ein junger Mann aus Marl festgenommen. Ein besonderes Merkmal hat ihn verraten.

Böllerwurf beim Spiel von Rot-Weiss Essen gegen Preußen Münster
© Thorsten Tillmann / FUNKE Foto Services

Essen: Fußballspiel nach Böllerwurf abgebrochen

Es läuft die 72. Minute im Spitzenspiel in der Regionalliga West, Rot-Weiss Essen spielt gegen Preußen Münster: Plötzlich wird aus dem Fanblock der RWE-Fans ein so genannter "Polen-Böller" geworfen. Er fliegt in Richtung der Ersatzspieler von Münster, die sich vor dem Block warm machen und explodiert mit einem lauten Knall. Mehrere Spieler greifen sich sofort an den Kopf und die Ohren. Schnell ist klar: Ein Spieler erleidet ein Knalltrauma, ein zweiter einen Schock. Nach einer halben Stunde Unterbrechung entscheidet der Schiedsrichter, dass das Spiel nicht wieder angepfiffen wird.

Polizei Essen nimmt Verdächtigen fest

Die große Frage der nächsten Tage: Wer hat den Böller geworfen? Die Antwort liefern Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitag. Am Donnerstagabend wurde ein 29-jähriger Familienvater aus Marl in seiner Wohnung festgenommen. Dazu geführt hatten sehr aufwändige Ermittlungen. "Wir haben große Mengen an Videomaterial von Youtube, Journalisten und Stadionbesuchern ausgewertet", sagt Ralf Wagener, Leiter der Direktion Kriminalität. Die Überwachungskameras im Stadion waren dagegen keine Hilfe, sie liefern ein viel zu schlechtes Bild, heißt es. Mit den anderen Videos konnten die Ermittler zunächst genauer eingrenzen, wo der Böllerwerfer gestanden hat. Er konnte dann mithilfe von Zeugenaussagen überführt werden. "Dabei hat ihn vor allem ein sehr auffälliges Tattoo verraten", sagt Wagener. "Der Mann ist im Gesicht tätowiert".

Böller-Werfer in Essen aus der rechten Szene?

Viel ist in den letzten Tagen spekuliert worden, ob der Böller-Werfer der rechten Fanszene von Rot-Weiss Essen angehört. Bisher gibt es keine Hinweise auf die Zugehörigkeit zu einer politischen Gruppierung, betont die Polizei. Sie prüft aber weiterhin, ob der Mann außerhalb des Stadions auffällige Kontakte zu bestimmten Gruppen hatte. Fest steht: Der 29-Jährige hat keine Dauerkarte bei Rot-Weiss Essen und hatte im Stadion auch keine Fankleidung an. Ein Unbekannter ist er für Polizei und Staatsanwaltschaft nicht. Es gibt Vorstrafen wegen Verkehrsdelikten, Eigentumsdelikten, Brandstiftung und Sachbeschädigung. "Durch Fußballausschreitungen ist er bisher aber nicht aufgefallen", sagt Oberstaatsanwältin Anette Milk. Der Mann schweigt bisher zu den Vorwürfen. Sein Motiv für den Böllerwurf bleibt damit zunächst unklar und ist Teil der weiteren Ermittlungen.

Essen: Strenge Auflagen für Böller-Werfer

Nach seiner Festnahme in Marl wurde der Mann am Freitagmorgen wieder freigelassen. Er muss sich allerdings jeden Tag bei der Polizei melden und darf zunächst kein Stadion mehr betreten. Tut er dies, wird er sofort festgenommen, heißt es. Gegen ihn wird jetzt wegen gefährlicher Körperverletzung und wegen es Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion ermittelt. In diesem Zusammenhang laufen noch genauere Auswertungen, um welchen Sprengstoff es sich in dem Böller gehandelt hat.

Polizei Essen fordert bessere Videoüberwachung

Essens Polizeipräsident Frank Richter betont: "Ein Fußballstadion ist kein rechtsfreier Raum". Damit das weiterhin gewährleistet ist, fordert er aber auch eine Erneuerung der Videoüberwachung im Stadion an der Hafenstraße. "Hier muss dringend nachgebessert werden", meint er. Auf der Videoüberwachung müssten Gesichter zu erkennen sein. Der Essener Polizeichef ist sich sicher: "Mit besserer Technik im Stadion hätten wir den Mann wohl schneller festnehmen können".


Böllerwurf bei Rot-Weiss Essen vor Gericht

Bis der Böllerwurf juristisch möglicherweise vor Gericht geklärt wird, dürfte es noch etwas dauern. Die Entscheidung des Sportgerichts ist dagegen nicht mehr so weit entfernt. Vermutlich Ende nächster Woche soll es klären, wie das abgebrochene Spiel gewertet wird. Dabei stehen wohl vor allem zwei mögliche Entscheidungen zur Auswahl. Erstens: Das Spiel wird ohne Fans wiederholt. Oder zweitens: Rot-Weiss Essen verliert es im Nachhinein. Klar ist schon jetzt: Der Böllerwerfer hat nicht nur sich selbst, sondern auch Rot-Weiss Essen insgesamt massiv geschadet.

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