Anwohner in Essen: Enttäuschung und Wut wegen großer Baupläne
Veröffentlicht: Mittwoch, 11.06.2025 17:16
In Essen sind die Anwohnerinnen und Anwohner in einem kleinen Viertel sehr enttäuscht. Sie haben jetzt erfahren, dass sie praktisch keine Möglichkeiten haben, sich gegen ein großes Bauvorhaben zu wehren. Alles ist fast schon entschieden.

Anwohner in Essen haben kaum noch eine Chance
Anwohnerinnen und Anwohner in Essen haben bei einer Versammlung im Kettwiger Rathaus endlich genaueres über die Baupläne in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft erfahren. Dabei kam jedoch raus, dass an den Plänen praktisch nichts mehr zu ändern ist. Der Bauantrag für den Bau von vier Mehrfamilienhäusern auf dem Gelände des ehemaligen Sanatoriums ist bereits genehmigt. Dort wird dann auch eine große Tiefgarage gebaut. Das macht den Anwohnerinnen und Anwohnern besonders große Sorgen, weil der Boden eher aus Fels und Lehm besteht. Außerdem müssen viele tausend Kubikmeter Erde abtransportiert werden.
Noch in Arbeit ist der Bauantrag für das zweite Projekt. Auf einem Grundstück gegenüber sollen zwei Mehrfamilienhäuser gebaut werden. Bei der Diskussionsveranstaltung im Rathaus in Kettwig haben die Anwohnerinnen und Anwohner zum ersten Mal auch Bilder und eine Animation gesehen, wie es später dort aussehen soll. Sie waren entsetzt. Die Häuser werden fast die gesamte Grundfläche des Grundstücks einnehmen. In der Mitte ist die Einfahrt in die Tiefgarage geplant. An den Seiten zu den bestehenden Grundstücken hin, werden die Terrassen und Balkone liegen. Dazu soll auch ein Kinderspielplatz auf dem Gelände gebaut werden. Bei Radio Essen reagierten die Anwohnerinnen und Anwohner:
Bauprojekte in Essen werden nach Gesetz genehmigt
In Essen werden beim Bauamt viele Bauanträge bearbeitet. Das sei das tägliche Brot dort, erklärt der Leiter des Essener Planungs- und Bauordnungsamtes Andreas Müller bei der Veranstaltung. Er erklärt genau, welche Vorschriften nach dem Baugesetz eingehalten werden müssen. Das sind bestimmte Abstände zu den Nachbargrundstücken, die Höhe der neuen Häuser und die Anordnung auf dem Grundstück. Dazu kommen noch viele weitere Einzelheiten, die geprüft werden müssen.
Bei den vier Mehrfamilienhäusern am Jungbornweg ist das der Fall, weshalb der Bauantrag genehmigt wurde. Der Bauantrag für die beiden anderen Mehrfamilienhäuser ist gerade noch in der Bearbeitung, erklärt der Leiter des Planungsamtes. Die Nachbarn, die direkt von dem Neubau betroffen sind, könnten jetzt gegen die Baugenehmigung klagen. Ein Anwohner, der Jurist ist, erklärt aber in der Diskussion, dass eine solche Klage wenig Chancen auf Erfolg hätte. Das sorgte dann wieder für Enttäuschung der Veranstaltung.
Andreas Müller von der Stadt erklärt im Interview mit Radio Essen-Stadtreporterin Anna Bartl die nächsten Schritte. Es geht dabei vor allem darum, wie der Verkehr rund die Baustelle ablaufen soll. Dafür müssen der Bauträger und die Stadt Essen noch ein Logistikkonzept entwickeln. Denn die Einfahrt in den Jungbornweg ist für Schwerlaster extrem schwierig, weil es dort eine 180 Grad-Kurve gibt. Auch das regt die Anwohner sehr auf.
Politiker in Essen wollen Baugeschehen beeinflussen
In Essen können Politikerinnen und Politiker häufig Einfluss nehmen auf Bauvorhaben. Vor allem dann, wenn dafür vorher ein Bebauungsplan aufgestellt werden muss. Dann können sie darüber diskutieren, wie groß und wie hoch Gebäude werden sollen. Bei vielen "normalen" Bauanträgen allerdings haben sie kein Mitspracherecht. Die Bauanträge werden im Stadtplanungs- und Bauordnungsamt bearbeitet. Guntmar Kipphardt ist Vorsitzender des Stadtplanungsausschusses und CDU-Ratsherr in Kettwig. Auch er hat erst spät von den Bauplänen in Kettwig erfahren und ärgert sich. Er will in Zukunft mehr Einfluss nehmen und sich dafür einsetzen, dass Bauprojekte, wie das in Kettwig, früher mit den Anwohnerinnen und Anwohnern diskutiert werden. Dafür hat er auch schon Vorschläge im Interview mit Radio Essen-Stadtreporterin Anna Bartl.
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