Ärzte in Essen sollen bei Impf-Reihenfolge gemogelt haben

Mehrere Essener Ärzte haben offenbar versucht, Familienmitglieder in der Impfreihenfolge nach vorn zu schummeln. Der Essener Leiter der Kassenärztlichen Vereinbarung, hat das in einer Mail an die Ärzte angemahnt. Der WAZ liegt die Mail vor, sie berichtet heute Morgen darüber.

© Ingo Otto / WAZ FotoPool (Symbolbild)

Essener Ärzte setzen Familienmitglieder auf Impflisten

Mehrere Ärzte bei uns in Essen haben offenbar versucht, ihre Familien in der Impfreihenfolge nach vorn zu schummeln. Die WAZ berichtet heute Morgen aus einer E-Mail dazu, die der Leiter der Kassenärztlichen Vereinigung in Essen, Ralph-Detlef Köhn, dazu geschrieben hat. Bei der Durchsicht der Impflisten sei aufgefallen, dass besonders viele Familien-Mitglieder in den Arztpraxen angestellt seien. In der Mail des Essener KV-Leiters an die Ärzte heißt es dazu mit ironischem Unterton laut WAZ wörtlich: "Wir haben mit großer Freude feststellen können, wie viele Ehepartner, Schwiegereltern, ganze Familien offenbar in Euren Praxen beschäftigt sind! [...] Es ist nicht meine Aufgabe, das zu kontrollieren, aber Ihr solltet berücksichtigen, dass diese Liste an die KV, die Stadt, das Impfzentrum etc. geht und auch von vielen Kollegen eingesehen wird.“

Essen: Ärzte-Verhalten befeuert Streit um Impf-Reihenfolge

Der Hintergrund: Ab heute werden bei uns in Essen auch Ärzte und ihre Praxismitarbeiter gegen Corona geimpft. Einige Ärzte haben die Gelegenheit offenbar nutzen wollen, um Familienmitglieder als Mitarbeiter ihrer Praxis auszugeben, damit auch sie früher geimpft werden. Der Essener KV-Leiter fordert in der Mail laut WAZ an die Ärzte dazu auf, das rückgängig zu machen. Auch hier fällt im Wortlaut ein ironisch-kollegialer Unterton auf: „Die vielfältig denkbaren Konsequenzen einer natürlich im Eifer des Gefechts rein irrtümlichen Angabe sind zu bedenken – ggf. meldet ihr formlos eine Korrekturnotwendigkeit.“

Die WAZ erklärt den sehr lockeren Ton damit, dass sich Ärzte untereinander oft gut kennen, wenn sie am selben Ort praktizieren. Auf den lockeren Tonfall angesprochen, habe sich Ralph Köhn allerdings ernster und von seinen Kollegen enttäuscht gezeigt. Er habe eigentlich erwartet, dass sowas unter Ärzten nicht vorkommt. Es gebe aber in jeder gesellschaftlichen Gruppe Menschen, die sich nicht an die Regeln hielten, also auch unter Ärzten.

Ärzte setzen Angehörige auf Impfliste: Kontroll-Problem

Bei der reinen Kritik und der Aufforderung, die Fehler zu korrigieren bleibt es am Ende offenbar nicht. Laut WAZ hat die Kassenärztliche Vereinigung in "etwa zehn Fällen" auch selbst Familienmitglieder wieder von Impf-Listen gestrichen haben. Komplett kontrollieren lässt sich das Problem allerdings nur schwer. Es gibt bei uns in Essen etwa 1300 niedergelassene Ärzte, von denen viele auch tatsächlich Familienmitglieder in ihren Praxen beschäftigen.

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