TUSEM Essen gelingt Befreiungsschlag gegen Dessau

Der TUSEM Essen zeigt eine seiner besten Saisonleistungen und bezwingt den Tabellenfünften aus Dessau. Trotz vieler Ausfälle stemmt sich das Team gegen die Krise – und die Fans spielen eine große Rolle.

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TUSEM Essen tritt ersatzgeschwächt an

Der TUSEM Essen hat in der 2. Handball-Bundesliga ein wichtiges Lebenszeichen gesetzt. Nach schwierigen Wochen, personellen Rückschlägen und wachsendem Druck gelang den Essenern am Freitagabend (24. Oktober) ein hochverdienter 29:26-Heimsieg gegen den Dessau-Roßlauer HV. Vor 1.746 Zuschauern in der Sporthalle „Am Hallo“ zeigte der TUSEM eine leidenschaftliche, taktisch kluge und mental reife Leistung - und meldete sich damit eindrucksvoll im Kampf um den Anschluss an das Tabellenmittelfeld zurück.

Die Voraussetzungen waren alles andere als einfach. Gleich vier Leistungsträger fehlten verletzungsbedingt: Felix Göttler, Valentin Clarius, Alexander Schoss und Max Hejny. Dazu wurde in den vergangenen Tagen der Kader zusätzlich ausgedünnt: Rückraumspieler Lev Szuharev wechselte nach Würzburg, Torhüter Dennis Wipf schloss sich Eintracht Hagen an. Trainer Daniel Haase vertraute deshalb verstärkt auf junge Spieler wie Luis Igel und Mika Petersen. Trotz dieser angespannten Lage wirkte Essen von Beginn an geschlossen und entschlossen.

TUSEM startet wie entfesselt - Halle wird zum Faktor

Essen begann mit hoher Intensität in der Abwehr und viel Tempo im Angriff. Dominik Plaue setzte früh starke Paraden und gab seiner Mannschaft Sicherheit. Der TUSEM schaltete nach Ballgewinnen sofort um, nutzte die freien Räume und erzielte schnelle, einfache Treffer. Finley Werschkull, Valentin Willner und Finn Wolfram sorgten für die frühe 9:5-Führung, die die Halle erstmals spürbar elektrisierte. Dessau musste bereits nach 13 Minuten die erste Auszeit nehmen.

Auch danach blieb Essen spielbestimmend, strukturierte die Angriffe geduldig und bewahrte in schwierigen Momenten die Ruhe. Jan Reimer setzte wichtige Akzente über Außen, während Oskar Kostuj im Rückraum das Spiel ordnete. Die Führung zur Halbzeit war das Ergebnis einer reifen, konzentrierten und energischen Vorstellung: 17:14.

TUSEM Essen bleibt stabil - und lernt aus Bietigheim

Der zweite Durchgang war der Moment der Wahrheit. In den Wochen zuvor hatte Essen häufig über 35 bis 40 Minuten gut mitgehalten, um dann einzubrechen. Dieses Mal zeigte sich ein verändertes Bild. Essen blieb aufmerksam, verteidigte weiterhin kompakt und ließ Dessau nicht näher als zwei Treffer herankommen. Als der DRHV auf 21:19 verkürzte, reagierte Haase mit einer ruhigen, klaren Auszeit, die Struktur zurückbrachte. Luis Buschhaus erzielte einen wichtigen Treffer, Mart blieb vom Siebenmeterstrich nervenstark - Essen behielt die Kontrolle.

Hitzige Schlussphase: TUSEM Essen behält die Nerven

In der Schlussphase wurde das Spiel spürbar hitziger. Dessau erhöhte den Druck, die Zweikämpfe wurden körperlicher, die Atmosphäre auf dem Feld angespannter. Genau in dieser Phase machte sich eine Personalentscheidung bezahlt: Finn Knaack kam für die letzten Minuten ins Tor und parierte zwei Siebenmeter hintereinander. Diese Szenen waren emotional der Wendepunkt des Abends und ließen die Halle beben.

Dessau reagierte zunehmend frustriert, diskutierte Entscheidungen und verlor die Kontrolle. Jakub Powarzynski kassierte nach seiner dritten Zeitstrafe die Rote Karte. Jan Reimer verwandelte den fälligen Siebenmeter zum 28:24. Kurz darauf setzte Valentin Willner den Schlusspunkt. Essen spielte die letzten Sekunden selbstbewusst und ohne Hektik herunter. 29:26 - ein Jubel, der nachwirkte.

TUSEM Essen sendet ein wichtiges Zeichen

Der Sieg gegen den Tabellenfünften bedeutet für den TUSEM Essen mehr als zwei Punkte. Er zeigt, dass diese Mannschaft trotz Personalsorgen, Ergebniskrise und Tabellenlage den Charakter hat, Spiele zu gewinnen. Die mannschaftliche Geschlossenheit, die Wucht in der Abwehr und die emotional aufgeladene Verbindung mit den Fans könnten in den kommenden Wochen entscheidend werden. Nach der Länderspielpause warten mit Balingen, Potsdam und Dresden anspruchsvolle Gegner.

Essen in Zahlen: Torschützen und Paraden

TUSEM Essen - Dessau-Rosslauer HV 29:26 (17:14).

TUSEM Essen: Luis Buschhaus (3), Oskar Kostuj (1), Felix Mart (5), Tim Mast (1), Max Neuhaus (3), Jan Reimer (3), Finley Werschkull (4), Valentin Willner (6), Tom Wolf (1), Finn Wolfram (2). Torhüter: Finn Knaack (3 Paraden), Dominik Plaue (8 Paraden).

Dessau Rosslauer HV: Luka Baumgart (1), Yannick Danneberg (7), Fynn Gonschor (2), Carl-Phillip Haake (1), Fritz-Leon Haake (2), Valentin Neagu (2), Marcel Nowak (2), Jakub Powarzynski (4), Yannick-Marcos Pust (4). Torhüter: Janik Patzwaldt (9 Paraden).

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