Tafel in Essen spürt Folgen des Ukraine-Krieges

Die Tafeln leiden unter den Folgen des Ukraine-Krieges. Sie beklagen sich über steigende Sprit- und Heizkosten und sehen gleichzeitig mehr Bedürftige, die sie versorgen wollen. Wir haben mit dem Essener-Tafel-Chef darüber gesprochen, wie er die Situation einschätzt.

© Socrates Tassos / FUNKE Foto Services

Tafel in Essen: 500 Euro mehr Sprit-Kosten im Monat

Die Tafel im Südostviertel spürt die Folgen des Ukraine-Krieges. Allein die Spritkosten seien um 500 Euro im Monat gestiegen, sagt der Essener Tafel-Chef Jörg Sartor. Auch die Heizkosten würden steigen und weniger Lebensmittel gespendet. Das alles sei "scheiße", sagt Sartor wörtlich. Allerdings hätten diese Probleme aktuell auch fast alle anderen Menschen, egal ob mittelständischer Unternehmer, Taxifahrer oder Privatperson. Deshalb wolle er weder jammern noch um Hilfe bitten, sagt Sartor. Andere Tafeln in Deutschland sehen das anders. Sie sagen, dass die Lage dramatisch ist und fordern Unterstützung vom Staat, damit sie ihre Kunden weiter versorgen können.

Tafel-Deutschland-Chef in Essen: Staat darf nicht weggucken

Auch der Vorsitzende des Tafel-Bundesverbandes, Jochen Brühl, lebt bei uns in Essen. Er sagt, dass die extrem hohen Spritpreise und gestiegene Heiz- und Energiekosten die Tafeln in ganz Deutschland vor große Probleme stellen. Sie sorgten nicht nur dafür, dass die Tafeln selbst finanzielle Einbußen hätten, sondern auch für mehr Bedürftige, die privat unter den gestiegenen Kosten leiden. Sie seien auf die Hilfe der Tafeln angewiesen. Im Gespräch mit Radio Essen forderte er zwar keine unmittelbare finanzielle Hilfe durch den Staat. Der Staat dürfe sich aber auch nicht wegducken und müsse sich mit der Situation beschäftigen.

Tafel-Chef in Essen will keine staatliche Unterstützung

Jörg Sartor, der Essener Tafel-Chef, sieht das anders. Die Tafeln seien eine private, staatlich unabhängige Initiative und hätten keinerlei staatlichen Versorgungsauftrag. Sie hätten vor allem das Ziel, dass weniger Lebensmittel weggeworfen würden - nicht die Grundversorgung der Bevölkerung. Wenn also jetzt durch steigende Kosten durch den Krieg in der Ukraine weniger Versorgung möglich sei, dann müsse man einfach etwas zurückfahren und könne halt nur das leisten, was eben möglich sei.

Bei der Versorgung von ukrainischen Flüchtlingen hier in Essen spielt die Tafel offenbar keine große Rolle. In den letzten zwei Wochen habe es genau zwei Anfragen von Menschen mit ukrainischen Wurzeln gegeben, sagt Sartor. Die allermeisten der inzwischen mehreren Tausend Flüchtlingen aus der Ukraine, die hier bei uns in Essen angekommen sind, würden bei Freunden und Familien versorgt oder über die entsprechenden Unterkünfte der Stadt.

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