Streit in Essen um Zukunft der Rüttenscheider Straße verschärft sich

Wer hat Vorrang auf der Rü in Essen? Fahrräder oder Autos? Darüber wird seit Jahren gestritten. Jetzt wird der Ton deutlich schärfer. Bei einem Treffen wollen die Gastwirte und Geschäftsleute die Politik von ihren Argumenten überzeugen.

Fahrradstraße in Rüttenscheid
© Marie-Christine Sassenberg / Stadt Essen

Stadt Essen macht Vorschlag und bekommt heftige Kritik

Der Streit um die Rü in Essen geht in die nächste Runde. Die Stadt Essen hat jetzt einen Vorschlag gemacht, der Gastwirten und Geschäftsleuten überhaupt nicht passt. Sie laufen Sturm gegen die Pläne der Verwaltung, sprechen von Existenzbedrohung, weil sie befürchten, dass viele Kunden und Gäste wegbleiben, wenn sie nicht mehr mit dem Auto kommen können. Ende November soll die endgültige Entscheidung im Stadtrat fallen. CDU und Grüne finden die Pläne der Verwaltung gut. Sollte sich in den nächsten Monaten nichts Gravierendes beim Thema ändern, wird es die geplanten Änderungen zugunsten der Radfahrer und zum Nachteil der Autofahrer geben. CDU und Grüne haben im Essener Stadtrat genügend Stimmen, um die Pläne politisch durchzusetzen.

Der Umbau am Rüttenscheider Stern in Essen startet heute. Für Fahrgäste heißt das: Änderungen!
© Kerstin Kokoska / FUNKE Foto Services
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Krisentreffen bei der IHK Essen

Geschäftsleute und Gastwirte aus Rüttenscheid haben sich am Freitag (20.10.) bei der Industrie- und Handelskammer getroffen und mit Verkehrsplanern und Kommunalpolitikern über die Pläne für die Rü gestritten. Fast alle Geschäftsleute waren sich einig, dass die Pläne der Stadtverwaltung nicht richtig durchdacht sind. Kneipen und Läden würden heftige Umsatzeinbußen verzeichnet, sagen die Betreiber. Sie machen sich Sorgen um ihre Existenzen. Wenn die Kunden nicht mit dem Auto kommen können, dann bleiben sie ganz weg, befürchten sie. Einige haben ihre Kunden auch gefragt, wie sie zu ihren Läden kommen. Etwa 70 % kommen mit dem Auto zur Rü, etwa 25 % zu Fuß oder mit Bus und Bahn und nur 5 % mit dem Fahrrad. Wenn die Stadt ihre Pläne umsetzt und einige Teile der Rü für Autos sperrt, einige Teile zu Einbahnstraßen macht und den Verkehr über enge Seitenstraßen zur Alfredstraße umleitet, dann kapitulieren viele Autofahrer und bleiben weg. Deswegen wollen die Geschäftsleute weiter Druck auf die Politik ausüben.

© Julia Tillmann/FUNKE Foto Services
© Julia Tillmann/FUNKE Foto Services

Fahrradverbände in Essen fordern weniger Autos auf Rü

Die Fahrradverbände fordern, dass der Autoverkehr auf der Rüttenscheider Straße deutlich reduziert wird. Auf einigen Teilen der Rüttenscheider Straße fahren täglich bis zu 12000 Autos, auf anderen Abschnitten sind es immer noch 7000 bis 8000 Autos täglich. Die Fahrradverbände hätten gerne sinnvolle Maßnahmen, die dafür sorgen, dass maximal 4000 Autos pro Tag über die Rü rollen, sagte uns ein Sprecher. Deshalb haben die 4 großen Verbände eine Petition an den Oberbürgermeister geschickt. Mittlerweile hätten fast 5000 Menschen diese Petition unterschrieben. Die meisten hätten sich online daran beteiligt.

Unterschiedliche Meinungen in Essen

Auch die Radio Essen-Hörerinnen und Hörer haben ganz unterschiedliche Meinungen zu dem Thema. Die einen sagen, den Händlern würde eine autofreie Straße zugutekommen - endlich könne man dann in Ruhe draußen sitzen und über die Rü flanieren. Andere sagen, besonders ältere und kranke Menschen hätten ohne Auto kaum eine Chance zu den Arztpraxen auf der Rü zu kommen.

© Radio Essen

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