Ruhrbahn in Essen will mit neuer Kampagne für mehr Respekt und Sicherheit sorgen

Immer wieder werden Beschäftige bei Bus und Bahn Opfer von gewalttätigen Angriffen und verbalen Attacken - auch bei uns in Essen. Die Zahlen steigen seit Jahren. Mit der Kampagne "Wir stehen auf" will die Ruhrbahn jetzt für mehr Respekt und Sicherheit sorgen. Was dahinter steckt und wie sich die Feuerwehr vor Angriffen schützt, lest Ihr hier.

© Radio Essen / Antonia Weiß

"Wir stehen auf" für mehr Respekt im Miteinander in Essen

"Der Ton in der Gesellschaft ist rauer geworden" sagt Torben Skuballa, Leiter des Fahrbetriebs der Ruhrbahn in Essen. Das macht sich bemerkbar - auch bei den Fahrerinnen und Fahrern in Bussen und Bahnen der Ruhrbahn. Die Zahl an Vorfällen hat sich in den letzten Jahren fast verdoppelt. Dieses Jahr sind es schon 28 Stück. 2022 waren es nur 15. Fahrerinnen und Fahrer werden angespuckt, beleidigt und angegriffen - Konflikte eskalieren immer häufiger. Die neue Kampagne "Wir stehen auf" soll dem entgegenwirken und funktioniert auf drei Ebenen: Sie soll auf die gestiegene Zahl der Angriffe auf das Fahrpersonal aufmerksam machen, zu mehr Zivilcourage und einem respektvollen Miteinander aufrufen und gleichzeitig für mehr Schutz im Alltag der Mitarbeiter sorgen. Zur Verbreitung der Botschaft macht die Ruhrbahn mit sogenannten Swing-Ads und City-Leit-Postern Werbung. Die Pappschilder sind als "Nicht stören"-Schilder aus dem Hotelgewerbe bekannt und hängen normalerweise an Türklinken. Solche hängen jetzt mit der Botschaft an den oberen Haltestangen in Bus und Bahn. Aber auch an den Haltestellen wird die Kampagne bald überall sichtbar sein.

Ruhrbahn-Busse in Essen sollen neue Sicherheitstechnik bekommen

Nur auf das Problem hinweisen reicht nicht, sagt die Ruhrbahn. Deshalb geht sie noch einen Schritt weiter. Die Busse werden in Zukunft mit noch modernerer Sicherheitstechnik ausgestattet. Bald haben die Busfahrer vorne einen Knopf, den sie im Notfall drücken können. Dann löst der Busalarm aus. Bedeutet: Für ca. 30 Sekunden beginnt der Bus zu hupen, die Warnblinker gehen an und nur die vordere Tür öffnet. Dann können Leitstelle und Polizei informiert werden. Auch bekannt aus vielen Taxi-Systemen. Neu sind auch die Schutzscheiben am Fahrerplatz. Sie bestehen aus einem 8 Millimeter dicken Sicherheitsglas und sind in ihrer Fläche noch größer. Vor allem haben sie eine Besonderheit: Im Falle eines Notfalls können sie den Durchgang in den hinteren Teil des Busses sperren, sodass eine Art Panikraum im vorderen Teil entsteht. Damit ist der Fahrer von den Gästen isoliert und sicher. Bis 2008 hatten Busse überhaupt keine Schutzscheibe. Die Anfänge waren die sogenannte Schulterscheibe, seit sieben Jahren schirmt die Schutzscheibe den Fahrer großflächiger ab. In den letzten Jahren hat sich das System kontinuierlich weiterentwickelt. Dafür schaut die Ruhrbahn auch über die deutsche Grenze, wie andere Verkehrsbetriebe in Italien oder Tschechien in dieser Weise aufgestellt sind. Überwachungskameras gibt es schon seit mehreren Jahren. Die Aufnahmen können, falls notwendig, Polizei und Staatsanwaltschaft überspielt werden.

Deeskalationstraining für Ruhrbahn-Mitarbeiter in Essen

Das neue Maßnahmenpaket der Ruhrbahn beinhaltet auch ein Deeskalationstraining für Mitarbeiter, das von einem ehemaligen Einsatzleiter einer deutschen Spezialeinheit geleitet wird. Das Training wird ab August 2024 vom Institut für Gewaltprävention, Stress- Krisen und Bedrohungsmanagement (IGSK) angeboten. Mithilfe von Situationstrainings sollen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für ihren Alltag geschult werden. Zehn Busfahrer und fünf Straßenbahnfahrer werden bald an der neuen Fortbildung teilnehmen. Angesetzt sind die Trainings für die nächsten fünf Jahre.

Pilotprojekt in Essen: Sicherheitskräfte auch tagsüber in Bus und Bahn

In den letzten drei Monaten hat die Ruhrbahn zudem ein Pilotprojekt durchgeführt, das jetzt gerade ausgewertet wird. In dieser Zeit ist im Essener Norden und nahe des Zentrums auch tagsüber (nachmittags bis abends) Sicherheitspersonal in Bus und Bahn mitgefahren. Allerdings immer zu unterschiedlichen Zeiten, damit ihr Einsatz nicht erwartbar wird. Momentan befragt die Ruhrbahn ihr Personal dazu. Dann sollen weitere Schritte abgeleitet werden. In der Nacht wird in Bus und Bahn schon länger Sicherheitspersonal eingesetzt.

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So geht die Feuerwehr Essen mit Angriffen um

Auch Einsatzkräfte werden immer wieder angegriffen und beleidigt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Feuerwehr Essen werden regelmäßig geschult, wie sie mit brenzligen Situationen umgehen. Zum Beispiel wird in der Rettungsdienstfortbildung vermittelt, wie man mit schwierigen Patientinnen und Patienten umgeht. Wenn es zum Angriff kommt, gibt es vordefinierte Kommunikationswege und Maßnahmenpakete, die ergriffen werden. Statistisch gesehen gibt es keinen Anstieg bei Angriffen auf Feuerwehrleute, sagt ein Sprecher. Dieses Jahr wurde bei der Feuerwehr Essen noch niemand angegriffen oder verletzt.

So reagiert die Polizei Essen auf Angriffe

Bei der Polizei Essen ist die Zahl der Angriffe und Widerstände weder "ungewöhnlich hoch oder tief". Sie bewegen sich seit 4 Jahren auf einem stabilen Niveau. Die Beamten im Streifendienst sind neben den gängigen Einsatzmitteln mit einer schuss- und stichsicheren Weste und einer Bodycam ausgestattet. Mehrmals im Jahr gibt es Fortbildungen und Einsatztrainings, in denen Eingriffstechniken aufgefrischt und geübt werden. Sie werden zudem für Gefahren sensibilisiert, die von Störern ausgehen können. Wenn ein Beamter verletzt wird, wird der Einsatz nachbesprochen, um aus solchen Situationen zu lernen. Bei großen Einsätzen werden bewusst mehrere Kräfte alarmiert.

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