Mutmaßliche IS-Terroristin aus Essen vor Gericht: Anwälte wollen keinen Freispruch

Eine junge Mutter aus Essen soll mit ihren vier Kindern nach Syrien ausgewandert sein, um sich dort der Terrorgruppe IS anzuschließen. Nun muss sich Fadia S. vor Gericht verantworten.

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Fadia S. aus Essen vor Gericht: IS-Terroristin?

Fadia S. ist 30 Jahre alt und Mutter von vier Kindern. Sie soll laut Anklage der Bundesanwaltschaft Deutschland 2015 mit ihren Kindern verlassen haben, um sich in Syrien dem sogenannten Islamischen Staat (IS) anzuschließen. Zweieinhalb Jahre nach ihrer Rückkehr wurde sie am 28. Juli 2020 in Essen festgenommen worden. Seit Freitag (30.04.2021) steht sie nun vor dem Oberlandesgericht in Düsseldorf,

Zum Prozessauftakt schwieg die Essenerin, während sich ihre drei Verteidiger um ein Rechtsgespräch mit dem Gericht bemühten. Man strebe keinen Freispruch an, ließen sie wissen. Der Senat teilte mit, dass er grundsätzlich keine Strafabsprachen treffe, aber zu einem Rechtsgespräch dennoch bereit sei.

 Neben der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung wird ihr in der Anklage zur Last gelegt, die Fürsorgepflicht gegenüber ihren Kindern verletzt und sie in Gefahr gebracht zu haben. Außerdem werden ihr Verstöße gegen das Völkerrecht zur Last gelegt, weil sie in Syrien in Häuser und Wohnungen gelebt haben soll, deren Bewohner vertrieben worden waren. "Für ihre Tätigkeiten für die terroristische Vereinigung erhielten die Angeschuldigte und ihr Ehemann von dieser monatlich einen Geldbetrag", schreibt die Bundesanwaltschaft in der Anklage.

Anklage: Fadia S. aus Essen ist Salafistin

Die Bundesanwaltschaft attestiertt der Essenerin «eine deutliche Abneigung gegen die westliche Gesellschaft». Sie sei Salafistin und habe ihre Kinder im Sinne der radikal-islamistischen Lehre des IS erzogen. Nachdem der IS immer weitreichendere Gebietsverluste erlitten hatte, versuchte Fadia S. ab Ende August 2017 ihre Ausreise aus Syrien zu organisieren. Anfang 2018 sei ihr zusammen mit ihren mittlerweile fünf Kindern die Flucht in die Türkei und anschließend im Februar 2018 die Rückreise nach Deutschland gelungen. Zuvor habe sie vergeblich versucht, sich mit falschen Papieren in der Türkei anzumelden.

Das Gericht hat für den Fall 21 Verhandlungstage angesetzt. Der Vorsitzende Richter Lars Bachler bemerkte, dass der in Syrien verschollene Ehemann der Angeklagten laut Aktenlage dem Deutschen Islamkreis Hildesheim angehört habe. Das ist die Moscheegemeinde von Abu Walaa gewesen, dem in Celle zu zehneinhalb Jahren verurteilten Deutschland-Chef des IS.

(Radio Essen / dpa)

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