Gefahr aus dem Boden in Essen? Neubauprojekt sorgt für Diskussionen

In Essen machen sich Anwohnerinnen und Anwohner große Sorgen wegen neuer Pläne der Stadt. Das "Schlammfeld Hattramstraße" in Karnap soll bebaut werden. Im Boden liegen aber viele schädliche Stoffe.

© Stadt Essen

Essen hat eine lange Industriegeschichte - hier wird sie wieder sichtbar

In Essen wurden früher an vielen Stellen Abfälle aus der Industrie entsorgt – damals galten noch andere Anforderungen als heute. Die Abfälle und damit auch die Schadstoffe liegen an einigen Orten bis heute im Boden und bereiten den Anwohnerinnen und Anwohnern Sorgen. In Karnap ist das „Schlammfeld Hattramstraße“ so ein Ort. Anwohner haben sich jetzt mit ihren Befürchtungen an Radio Essen gewandt.

Die Stadt will für das Gelände einen neuen Bebauungsplan aufstellen. Ein Investor plant dort den Bau von 110 bis 130 neuen Wohnungen, Einfamilienhäusern, Seniorenwohnungen und einer Kita. Damit wird sich das Umfeld für die Anwohnerinnen und Anwohner deutlich verändern. In den kleinen Straßen rundherum wird künftig deutlich mehr los sein als bisher. Das deutlich größere Problem ist aber der Boden, auf dem zum Teil gebaut werden soll: Dort lagern Abfälle aus längst vergangenen Zeiten.

Boden mit Schadstoffen: So will die Stadt jetzt vorgehen

Die Stadt Essen hat bereits vor Jahren den Boden an der Hattramstraße untersuchen lassen. Die letzten Untersuchungen stammen jedoch ganz aktuell aus dem vergangenen und dem laufenden Jahr. Demnach besteht derzeit offenbar keine Gefahr für die Anwohnerinnen und Anwohner, da der belastete Boden mit einer zusätzlichen Erdschicht abgedeckt ist. Sollte dort jedoch gebaut werden, müsste die Erde ausgehoben und abtransportiert werden. Dabei entsteht Staub und Schmutz - vermischt mit Schadstoffen - der nach Befürchtungen vieler Anwohnerinnen und Anwohner in die Gärten und auf die Terrassen der umliegenden Häuser gelangen könnte.

Das Umweltamt der Stadt Essen soll deshalb gemeinsam mit dem Investor einen Plan entwickeln: Der belastete Boden soll zu einem großen Hügel im Norden des Geländes aufgeschüttet werden. Dafür soll zunächst der Untergrund ausgehoben und mit Folien ausgelegt werden. Darauf kommt eine Schicht unbelasteter Erde, anschließend die schadstoffbelastete Erde – und zum Schluss wieder normale Erde sowie Bepflanzung mit Bäumen und Sträuchern. Ein ähnliches Verfahren hat die Stadt bereits im Krupp-Park angewendet. Die Anwohnerinnen und Anwohner bleiben jedoch skeptisch, ob das auch in Karnap wie geplant funktionieren wird.

Lange Geschichte in Essen mit Industrieabfällen

Das "Schlammfeld Hattramstraße" in Essen hat seinen Namen nicht von ungefähr. Es wurde bereits zwischen 1910 und 1942 genutzt, um die Abwässer aus der Zeche Matthias-Stinnes zu reinigen. Das Abwasser war stark mit Teeröl belastet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Anlage geschlossen und mit Boden abgedeckt. Anfang der 50er-Jahre dann und zwischen 1957 und 1960 spülte der RWE-Konzern in eine mit Erdwällen abgegrenzte Fläche die feinkörnige Verbrennungsasche aus dem Kohlekraftwerk nebenan. Heute ist dort die Müllverbrennungsanlage. Bei Bodenuntersuchungen Ende der 90er-Jahre wurde vor allem der südliche Teil des Geländes untersucht. Da geht es um die Asche, die dort im Boden lagert. Die oberen Bodenschichten sind kaum belastet, in den tieferen Schichten wurden aber Schwermetalle wie Arsen, Blei, Cadmium, Quecksilber und Zink nachgewiesen. Mit diesen Erkenntnissen sind die Sorgen der Anwohnerinnen und Anwohner verständlich und nachvollziehbar. Die weiteren Schritte sind jetzt Gutachten und ein Plan, wie die belastete Erde so ausgehoben und aufgeschüttet werden kann, ohne weitere Schäden zu verursachen. Der Bebauungsplan für die neuen Wohnungen soll Ende nächsten Jahres beschlossen werden.

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