Essen: Taxi-Fahrer in der Corona-Krise - offener Brief an Oberbürgermeister

Die Taxi-Fahrer in Essen trifft die Corona-Pandemie besonders schlimm: Die Umsätze sind um bis zu 90 Prozent eingebrochen, weil es keine Messen, Veranstaltungen und offene Clubs gibt. Jetzt haben sie sich mit einem offenen Brief an Oberbürgermeister Thomas Kufen gewandt.

Zwei Taxen warten auf Fahrgäste.
© Olaf Ziegler / FUNKE Foto Services

Taxi-Fahrer in Essen schlagen Alarm

Keine Disco, keine Veranstaltungen und keine Messen: Die Taxi-Fahrer in Essen treffen die Maßnahmen zur Corona-Bekämpfung derzeit besonders heftig. Alle Taxi-Unternehmen, mit denen Radio Essen gesprochen hat, verzeichnen massive Umsatzeinbrüche. Taxi Essen berichtet von 60 bis 70 Prozent weniger Fahrten, bei Taxi Süd sind es bis zu 80 Prozent. Kleinere Taxi-Betriebe, die nur am Wochenende Fahrten anbieten, haben bis zu 90 Prozent weniger Umsatz. Ein Fahrer hatte zum Beispiel bei seiner Schicht nur 8,70 Euro Umsatz gemacht. Damit etwas hängen bleibt, braucht er aber 150 bis 200 Euro pro Schicht.

Besonders problematisch ist das Geschäft nachts: Kneipen und Clubs haben geschlossen und Taxi-Fahrer daher kaum Kunden. Tagsüber ist das Taxi-Geschäft ebenfalls stark eingebrochen: Messekunden gibt es keine mehr und Geschäftsleute machen oft HomeOffice, sodass sie auch kein Taxi brauchen. Einigermaßen stabil laufen nur noch Krankenfahrten weiter. Einige Taxi-Betriebe lassen einen Teil ihrer Autos zuhause und die Konzession ruhen. Das ist für bis zu drei Monate möglich und senkt etwas die Ausgaben. Doch viel hilft das nicht: Schließlich bringt das Taxi in diesem Zeitraum auch keine Einnahmen ein, die Leasingraten für die Fahrzeuge laufen aber weiter. Viele Taxi-Betriebe denken auch über Kurz-Arbeit nach. Grundsätzlich haben Taxiunternehmer aber eine Betriebspflicht. Sie sind neben Bussen und Bahnen Teil des ÖPNV und müssen also fahren.

Angst unter den Taxi-Fahrern

"Wir sind Gefährdete und Gefährder zugleich", sagt ein Taxifahrer im Gespräch mit Radio Essen. Denn bei den Krankenfahrten haben die Fahrer in der Regel mit Menschen aus Risiko-Gruppen zu tun. Sie wollen niemanden anstecken, doch ein persönlicher Kontakt sei oft unvermeidlich. Auch bei normalen Taxi-Fahrten können Fahrer und Passagiere nicht immer einen ausreichenden Sicherheitsabstand einhalten. Zum Beispiel, wenn sich Fahrgäste auf den Beifahrersitz setzen. Deshalb fordern Taxi-Fahrer, dass Passagiere hinten sitzen müssen und nicht mehr als 2 Personen pro Taxi mitfahren dürfen. Manche Fahrer überlegen sogar, ob sie Plexiglas oder Plastikfolie einbauen sollen.

Taxi Süd: Offener Brief an Oberbürgermeister

Taxi Süd hat einen offenen Brief an Oberbürgermeister Thomas Kufen geschrieben. Bisher gibt es von ihm darauf noch keine Antwort. Kufen ist aber am Donnerstag bei Radio Essen und da werden wir ihn auf diesen Brief ansprechen.

Der offene Brief in voller Länge:


Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

ich habe mit grosser Verwunderung Ihre Beiträge zur Coronakrise auf dem Portal der Stadt Essen zur Kenntnis genommen. Ich will erklären, warum ich masslos entäuscht bin von dem, was ich da von Ihnen zum Essener Taxigewerbe gehört habe. Nämlich nichts!

Wir sind Teil des ÖPNV in Essen, unterliegen der BETRIEBSPFLICHT und können uns genauso wenig wie Ärzte, Pflegepersonal, Supermarktkassierinnen oder Altenpflegerinnen davonstehlen!

Wir sind VERPFLICHTET, unseren Betrieb aufrecht zu erhalten! Dagegen sind unsere UMSÄTZE nahezu komplett eingebrochen!

Dass diese Betriebspflicht für einige Taxiunternehmen den finanziellen RUIN bedeutet, ist nicht hinzunehmen!

Wir stehen all den Menschen, die zu Zeiten der Coronakrise auf Mobilität angewiesen sind, weiterhin bei!

Wir sind sicherlich der GESUNDHEITLICH AM STÄRKSTEN GEFÄHRDETE Teil des ÖPNV!

NÄHE ist in Taxen NICHT ZU VERMEIDEN ODER GAR UNMÖGLICH!

Nehmen Sie sich endlich den Problemen des Essener Taxigewerbes an!

Wir sind nicht nur GEFÄHRDETE, sondern auch potentielle GEFÄHRDER!

Stellen Sie sicher, dass wir Hilfe vom Essener Gesundheitsamt bekommen!

Wir brauchen UNBÜROKRATISCH ärztlichen Rat!

Wir brauchen Zugang zu Schutzkleidung und Desinfektionsmitteln!

Sie wollen doch INFEKTIONSKETTEN mit aller Macht unterbrecchen!

Also handeln Sie! Unterstützen Sie das Essener Taxigewerbe!

Oder stellen Sie uns unter das INFEKTIONSSCHUTZGESETZ und ersetzen Sie das Taxigewerbe durch.... ja, wen?

Diese Frage werden Sie beantworten müssen!


Mit freundichen Grüssen

Rolf Prosch Taxi Süd


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