Essen: Schacht auf Zollverein wird dicht gemacht

Essen: Schicht im Schacht auf Zollverein

Auf der Zeche Zollverein geht eine Ära zu Ende. Die beiden letzten Schächte 2 und 12 werden im kommenden Jahr komplett mit Beton verfüllt und damit dicht gemacht. Dazu ist die RAG laut Bergrecht auch verpflichtet, erklärt ein Sprecher des Unternehmens im Gespräch mit Radio Essen. In die beiden Schächte wird aber ein Rohrsystem eingebaut, über das weiterhin Grubenwasser abgepumpt werden kann. Der Plan ist allerdings, das Grubenwasser auf rund 600 Meter ansteigen zu lassen. Dann läuft es von selbst in Richtung Norden und am Ende des Weges durch die alten Kohlestrecken in den Rhein.

Sollte das nicht funktionieren, kann das Grubenwasser mit automatischen Tauchpumpen hochgeholt werden und über eine oberirdische Rohrleitung abgeleitet werden. Damit wird die Emscher auf Dauer frei von Grubenwasser. Bei dem geplanten Wasserspiegel ist aber immer noch genügend Platz zwischen dem salzhaltigen Grubenwasser und dem Trinkwasser, erklärt der Sprecher der RAG Christof Beike im Gespräch mit Radio Essen-Moderatorin Anna Bartl.

Neue Wasserhaltung auf Zollverein in Essen in Vorbereitung

Aktuell werden die Arbeiten für das Schließen der beiden Schächte auf Zollverein in Essen vorbereitet. Das bedeutet alles Gerät wird aus der Grube geholt. Das ist praktisch schon fast erledigt. Auch Stellen, an denen früher Maschinen standen und Schadstoffe oder Öl ausgelaufen sind, wurden ausgekoffert, neu verfüllt oder zubetoniert. So sollen mit dem abfließenden Grubenwasser keine umweltschädlichen Stoffe transportiert werden, verspricht die RAG.

Das Unterhemen muss außerdem genau auf den Denkmalschutz achten. Die Zeche ist ein UNESCO-Weltkulturerbe. Nach dem Schließen der Schächte muss alles wieder zurück gebaut und in den ursprünglichen Zustand versetzt werden. Dafür wurden mit Drohnen und modernster Technik 360 Grad-Aufnahmen gemacht. Da ist praktisch jede Schraube und jedes Teil erkennbar. Außerdem werden die Teile beim Ausbauen mit dem QR-Code versehen, damit die Arbeiter anschließend genau wissen, wo das Teil wieder eingebaut werden muss.

Sobald die Zeche 2023 endgültig geschlossen ist, wird alles wieder zurück gebaut und der alte Zustand wieder hergestellt. Das wird noch einmal rund vier Monate dauern.

Im Norden in Essen: Ein Jahr lang fahren die Betonlaster

Das Verfüllen der beiden Schächte in Essen auf Zollverein wird rund ein Jahr dauern. Schacht 12 ist 1000 Meter tief und wird komplett mit Beton gefüllt und darin werden die Rohrleitungen eingebaut. Das gleiche passiert auf Schacht 2. Der Beton kann nicht vor Ort hergestellt werden, dafür gibt es zu wenig Platz. Er wird in Westerholt gemischt und angefahren. Dafür baut die RAG aktuell neben den Schächten jeweils ein schallisoliertes Zelt auf. Darin stehen die Betonpumpen, die Laster fahren rein, schalten den Motor aus und die Mischer laufen elektrisch und machen damit sehr wenig Lärm. Der Beton wird dann jeweils in den Schacht gepumpt.

Die Laster fahren tagsüber zwischen 8 und 20 Uhr die beiden Verfüll-Stationen an. Wie viel Beton genau dort gebraucht wird, konnte zu diesem Zeitpunkt niemand von der RAG auf Radio Essen-Nachfrage genau beantworten.

Den technischen Ablauf erklärt uns Ingenieur Dr. Stefan Roßbach, Bereichsleiter bei der RAG im Interview mit Radio Essen-Moderatorin Anna Bartl.

Essen erlebt letzten bewegenden Moment seiner Bergbaugeschichte

Jahrzehntelang sind Bergleute auf Zollverein eingefahren. Auch in den letzten Jahren seit der Schließung der Zeche Zollverein 1986 sind Bergleute regelmäßig eingefahren, um die Pumpen für das Grubenwasser zu kontrollieren. Rund 70 Bergleute haben da noch immer ihre Arbeit unter Tage gemacht. Das ist mit dem Verfüllen der beiden Schächte nun endgültig vorbei. Zum Abschluss wird die Grubenwehr einen explosionssicheren Betondeckel auf den Schacht bringen. Dazu wird noch einmal nach alter Tradition das Steigerlied gesungen, es gibt ein letztes "Glück auf" und dann ist wirklich für immer Schicht im Schacht auf der Zeche Zollverein in Essen.

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