Essen: Impfung mit AstraZeneca teilweise gestoppt

Die Impfungen mit Astrazeneca sind in Deutschland für alle Menschen unter 60 gestoppt worden. Es gab einige Fälle von Hirnvenenthrombosen bei den Impflingen. In Essen wird nun umgeplant.

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© Gerd Wallhorn / FUNKE Fotoservices

Uniklinik Essen mit Bedenken zu AstraZeneca

"Ich habe mich sehr schlecht gefühlt", sagt Stefan Steinmetz, leitender Impfarzt in Essen. Er hat Astrazeneca in den letzten Wochen immer wieder verteidigt. Nun macht der Impfstoff aber neue schlechte Schlagzeilen. In Deutschland sind mittlerweile 31 Fälle einer Hirnvenenthrombose, als Blutungen im Hirn, nach einer Astrazeneca-Impfung bekannt. Das sind angesichts von rund 2,7 Millionen Impfungen zwar sehr wenige, aber deutlich mehr als der erwartbare Durchschnitt, sagt das Paul-Ehrlich-Institut. Schon am Montagnachmittag hatte die Uniklinik in Holsterhausen vor Astrazeneca für jüngere Frauen gewarnt. Noch während dieser Sitzung hat der leitende Impfarzt in Rüttenscheid die Impfungen für Frauen unter 55 mit Astrazeneca gestoppt. Zudem ist am letzten Mittwoch in der Uniklinik ein 36-jähriger Mann aus dem Kreis Kleve gestorben. Er war mit Astrazeneca geimpft worden und kam danach in die Uniklinik. Er ist "an den Folgen thromboembolischer Komplikationen" gestorben, heißt es. Ein Zusammenhang mit Astrazeneca sei nicht auszuschließen.

Stopp für Astrazeneca-Impfungen in Essen

Am Dienstagnachmittag wurden die Impfungen noch weiter eingeschränkt. Nun bekommt keiner unter 60 in Deutschland mehr Astrazeneca geimpft. So hat es zunächst die Ständige Impfkommission vorgeschlagen, Bund und Länder haben das am Abend entschieden. Bundeskanzlerin Merkel glaubt, dass das der Weg ist "der noch zu dem möglichst besten Vertrauen führt", auch wenn sie "die Verunsicherung nicht wegreden kann". Die Impfreihenfolge soll nun geändert werden. Die Länder können die Impfungen für alle Menschen ab 60 freigeben. Für NRW und damit Essen will sich dazu NRW-Gesundheitsminister Laumann am Vormittag äußern. Wer unter 60 ist, kann sich auch weiterhin mit Astrazeneca impfen lassen. Allerdings muss eine individuelle Risikoanalyse stattfinden, sagt Gesundheitsminister Spahn. Die soll nicht im Impfzentrum, sondern in einer Arztpraxis geschehen.

Impftermine in Essen sollen eingehalten werden

In Essen bleiben die Impftermine auch für Jüngere erst einmal bestehen. Sie bekommen stattdessen den Impfstoff von Biontech. Das geht auf jeden Fall bis zum Wochenende so, bestätigt Stefan Steinmetz. Er hält Astrazeneca weiter für einen guten Impfstoff. Aber: "Wir hätten damit die Älteren impfen sollen". Zunächst war Astrazeneca wegen fehlender Studien allerdings gar nicht für Menschen ab 65 zugelassen. Wer schon einmal mit Astrazeneca geimpft wurde, hat nun zwei Möglichkeiten: Man kann sich nach Rücksprache mit dem Arzt die zweite Dosis spritzen lassen. Oder man wartet auf eine weitere Entscheidung der Ständigen Impfkommission dazu. Die Frage hat aber auch noch etwas Zeit: Zwischen der Erst- und Zweitimpfung liegen bei Astrazeneca zwölf Wochen. So lange wird der Stoff in Deutschland aber noch gar nicht verimpft.

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