Essen fünf Jahre nach dem Brexit - was ist passiert?
Veröffentlicht: Donnerstag, 30.01.2025 14:52
Vor fünf Jahren hat Essen über den Brexit diskutiert und es gab Sorgen und Ängste bei den Unternehmen. Radio Essen fragt nach: Was ist in der Zeit alles geschehen? Wie läuft es inzwischen?

Wirtschaft in Essen und der Brexit - die Bilanz ist verheerend
Der Handel aus Essen nach Großbritannien ist in den letzten fünf Jahren immer weniger geworden. Der Mitarbeiter der IHK Marc Meckle erklärt im Radio Essen-Gespräch, dass die Abläufe vor allem viel bürokratischer und komplizierter geworden sind. Vor dem Brexit war Großbritannien in der landesweiten Handelsbilanz auf Platz 3, inzwischen steht UK nur noch auf Platz 10. Es werden also immer weniger Waren ausgetauscht. Momentan erholt sich der Handel wieder etwas, aber trotzdem bleibt ein großes Hindernis die Grenze und der Zoll. Das macht auch der Firma Captured Live in Kray zu schaffen. Das Unternehmen stattet Bands und Orchester bei ihren Tourneen mit Instrumenten aus. Die Künstler nehmen häufig nicht ihre eigenen Instrumente mit oder brauchen noch andere Gitarren oder Schlagzeuge für ihre Tour. Das alles können sie bei der Firma in Kray mieten. Die kümmert sich auch um die passenden Zolldokumente. Hier fängt der Ärger für Sebastian Bülowius von Captured Live meist an, denn die Zöllner in Frankreich und Großbritannien sind nicht immer so richtig gut informiert und machen ihren Stempel an der falschen Stelle. Ausbaden müssen dann das die Mitarbeiter der Firma oder die Kunden, erzählt Sebastian Bülowius im Interview mit Radio Essen-Moderatorin Anna Bartl. Nach seiner Einschätzung hat der Brexit niemandem wirklich was gebracht. Nur seine Firma profitiert ab und an, weil Bands ihre Touren aufteilen in UK und Festlandeuropa. Da mieten einige ihr Equipment jetzt auf dem Festland in Essen an. Dann muss das nicht hin und her gebracht werden durch den Zoll.
Die Zusammenarbeit der Stadt Essen mit der Partnerstadt Sunderland geht weiter
In Essen lassen sich immer weniger britische Staatsbürger einbürgern. 2019 wurden 82 Anträge gestellt, inzwischen sind es nur noch fünf. Die hohe Anzahl der Anträge vor sechs Jahren lässt sich damit begründen, dass Großbritannien damals noch in der EU war und damit die Einbürgerungsanträge nach EU-Recht bearbeitet wurden. Die Anträge wurden bis 2022 von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadt bearbeitet. Die Antragsteller konnten beide Staatsbürgerschaften behalten. Danach wurde UK als Drittstaat gewertet und erst seit dem letzten Jahr wurde das Staatsbürgerschaftsrecht geändert. Trotzdem ist die Zahl der Anträge und Einbürgerungen rapide gesunken.
Die Stadt Essen hat außerdem die Partnerstadt Sunderland. Die Zusammenarbeit zwischen beiden Städten wurde auch nach dem Brexit fortgesetzt. Regelmäßig fahren Jugendgruppen nach Sunderland oder es kommen Jugendliche von dort nach Essen. Zuletzt waren 2022 Jugendliche aus dem Sunderland College zu Gast am Theodor-Heuss-Gymnasium in Kettwig. Beide Schulen haben eine Partnerschaft. Außerdem wird der Austausch zwischen den Städten auch bei Videokonferenzen gepflegt. Im letzten Jahr wurde das 75-jährige Jubiläum der Partnerschaft gefeiert.
An der Uni Duisburg/Essen spielt Großbritannien keine Rolle mehr
An der Universität Duisburg/Essen gab es vor dem Brexit immer wieder Studierende, die nach England zu einem Auslandssemester gewechselt sind. In den Jahren vor dem Brexit nahmen zwischen 30 und 40 Studierende über das Erasmus-Programm am Austausch teil und studierten für ein Semester in Großbritannien. Inzwischen werden es immer weniger. Im letzten Jahr gingen nur noch 16 Studierende an britische Universitäten. Großbritannien ist auch aus dem Erasmus-Programm ausgestiegen. Praktika machen Studierende der Uni praktisch überhaupt nicht mehr. Gerade einmal ein einziges Praktikum wurde im letzten Jahr gemacht. Viele Verträge wurden nach dem Brexit nicht verlängert, außerdem haben sich Regeln für die Einreise deutlich verschärft, erklärt eine Sprecherin der Uni auf Radio Essen-Nachfrage.
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