Erstes Treffen in Essen für wohnungslose Frauen
Veröffentlicht: Dienstag, 25.11.2025 10:24
In Essen gab es das erste bundesweite Treffen für Frauen, die Erfahrung mit Wohnungslosigkeit haben. Vier Tage lang haben sie im "Frauen*Salon" in Workshops ihre Geschichten erzählt und konnten auch selbst aktiv werden.

Ein Ort in Essen für Gespräche
Der Frauen*Salon ist ein Ort, an dem sich Frauen über ihre Erfahrungen auf der Straße austauschen, sich gegenseitig unterstützen und in Kontakt bleiben können. Bisher fanden die Treffen immer online statt. Mit dem ersten persönlichen Frauen*Salon-Treffen in Essen möchten die Organisatorinnen Manja, Janita und Janina einen Raum schaffen, in dem Frauen, die Erfahrungen mit Wohnungslosigkeit haben, nicht nur darüber sprechen, sondern auch selbst aktiv werden können.
„Wir müssen uns wieder mehr Begegnen. Wir müssen Begegnungsräume schaffen, damit wohnungslose und obdachlose Menschen nicht immer mehr in eine Richtung verschwinden und eine Gruppe werden, die Menschen mit Wohnung meiden, oder Hemmschwellen haben. Sondern wir müssen uns wieder normal im Leben begegnen, damit Menschen merken: Die sind ja gar nicht so komisch, mit denen kann man ja sogar reden,“ erklärte Janita.
Das passiert in Essen in verschiedenen Workshops. Der Frauen*Salon hat Aktivistinnen, Studierende und Erfahrungsexpertinnen eingeladen, um sich untereinander auszutauschen und voneinander zu lernen. Ein Workshop behandelte zum Beispiel das Thema Storytelling. Wie erzählt man seine Geschichte richtig? Wie macht man seine Erfahrungen mit Wohnungslosigkeit sichtbar? Das Ziel: Verbindungen schaffen.
Teilnehmerinnen in Essen erzählen ihre Geschichten
Für das Frauen*Salon-Treffen in Essen kam Nurcan extra aus Stuttgart. Die 63-jährige gelernte Frisörin und Hotelfachangestellte ist inzwischen seit 11 Jahren Wohnungslos. Gaby kam aus Düsseldorf zum Treffen. Nachdem ihr vor 6 Jahren die Wohnung gekündigt wurde, lebt sie im „Obdach“, einer Wohnungsloseneinrichtung. Im Radio Essen Interview haben sie ihre Geschichten mit uns geteilt.
Macht, Neid, Gewalt, Eifersucht – Nurcan hat auf der Straße schon viel mitgemacht. Trotzdem versucht sie zu helfen, wo sie kann. Manchmal reicht es auch einfach, wenn man obdachlosen Menschen mit Respekt begegnet und ihnen zuhört, wenn sie ihre Geschichten erzählen, erklärte sie im Radio Essen Interview. Auch Gaby ist es wichtig, anderen in ähnlichen Situationen zu helfen.
„Was mir ganz wichtig ist: Wohnungslosigkeit kann jeden treffen. Egal was für eine Ausbildung er hat, egal was für ein Elternhaus er hatte (…). Ich bin eigentlich Akademikerin und ich hätte das nie im Leben gedacht. Ich bin ein Mensch, der Vorsorge trifft, ich hatte eine Lebensversicherung und ich habe alles verloren (…). Man kann nicht sagen, es kommt in einem bestimmten Alter, oder das passiert nur jemandem der Alkoholabhängig ist – das kann wirklich jeden einzelnen Menschen treffen. Selbst wenn man finanziell vorgesorgt hat, kann es passieren, dass man alles verliert.“
Gaby bildet sich deswegen immer weiter und kann bei solchen Treffen wie hier in Essen ihre Geschichte erzählen und selbst aktiv werden. Denn wenn man schweigt, ändert sich erst recht nichts, sagt sie.
Wohnungslos in Essen – so könnt Ihr helfen
Gerade ist es in Essen wieder richtig kalt. In diesem Artikel haben wir euch schon gezeigt, wie ihr Wohnungslosen in Essen bei Kälte helfen könnt. Doch das Leben auf der Straße ist nicht nur wenn es kalt ist hart, erklärte Janita, sondern das ganze Jahr lang. Irgendwann helfe es auch nicht mehr Schlafsäcke zu verteilen, wenn es keine langfristigen Lösungen gibt.
Politisch müsse sich einiges ändern und dafür müssen wohnungslose Menschen mehr in die Mitte der Gesellschaft rücken, erklärte Janita. Mit obdachlosen Menschen zu sprechen, ihnen zuzuhören, nicht weg zu gucken und einfach mal zu fragen, was sie gerade brauchen würde schon helfen das Thema Obdachlosigkeit sichtbarer in der Gesellschaft zu machen.
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