Elektronische Patientenakte für Essen: Antworten auf die wichtigsten Fragen

Am Mittwoch (15. Januar 2025) startet auch in Essen die elektronische Patientenakte in die Testphase. Wie die ePA genau funktioniert und was zu beachten ist, lest Ihr hier.

© Radio Essen

Was ist die elektronische Patientenakte und wie funktioniert sie?

Aktenordner und Papierchaos in den Arztpraxen - damit soll jetzt Schluss sein. Die elektronische Patientenakte (ePA) kommt und soll nicht nur den Alltag in Arztpraxen vereinfachen, sondern auch die Kommunikation leichter machen. Am Mittwoch (15. Januar) geht die ePA in die erste Testphase. Und die geht bis Mitte März 2025. Doch wie funktioniert der digitale Ordner überhaupt? Hier findet Ihr alle wichtigen Informationen in der Übersicht:


F: Was ist die ePA?

A: Die ePA fasst Gesundheitsdaten wie Arztbriefe, Befunde, Medikationspläne, Laborbefunde oder Röntgenbilder zusammen und speichert die an einem Ort. Ihr könnt aber auch selbst Dokumente darin ablegen.

F: Muss ich eine ePA anlegen?

A: Nein, durch die neuen Systeme in Arztpraxen passiert das automatisch, es sei denn, Ihr habt bereits bei Eurer Krankenkasse widersprochen. Ihr könnt aber jederzeit entscheiden, ob Ihr die ePA nutzen wollt. Ihr könnt jederzeit bei Eurer Krankenkasse widersprechen und eine Löschung beantragen.

F: Werden alle Befunde automatisch übertragen?

A: Nein, die ePA wird bei der ersten Einführung leer sein. Erst bei weiteren Befunden werden die Berichte von den Praxen darin hochgeladen.

F: Kann ich auch in meine Akte schauen?

A: Solang Ihr ein Smartphone oder einen PC mit aktueller Software habt, ist das kein Problem. Ihr müsst Euch einfach einmal auf der Plattform Eurer Krankenkasse registrieren und dann je nach Krankenkasse das Verfahren durchlaufen. Dann könnt Ihr nicht nur in Eure Akte schauen, sondern selber alte Befunde in PDF-Form hochladen.

F: Kann meine Praxis auch alte Befunde hochladen?

A: Ja. Wenn Ihr das von zu Hause nicht könnt, dann könnt Ihr Eure Praxen fragen. Natürlich brauchen sie nur Eure Befunde als Druck oder online.

F: Was ist mit meinem Impfpass oder mit meinem Mutterpass?

A: Die sind in der ersten Version der ePA noch nicht dabei. In naher Zukunft sollen diese aber auch hochgeladen werden.

F: Sind meine Daten in der ePA sicher?

A: Die Sicherheitsvorgaben des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnologie sind bei der ePA hoch. Grundsätzlich lässt sich aber sagen, dass ein Cyberangriff auf elektronische Daten nie ganz ausgeschlossen werden kann. Der Schutz der ePA hängt, neben der Technik, auch davon ab, wie sorgfältig alle Beteiligten im Gesundheitswesen mit den Zugängen zu den Gesundheitsdaten, umgehen.

Elektronische Patientenakte - die Vor- und Nachteile

Das sind die Vorteile der ePA:

  • Sie erleichtert den Austausch von medizinischen Dokumenten zwischen Arztpraxen, Apotheken, Kliniken und den Patienten, da Unterlagen vorhanden sind und nicht erst angefordert werden müssen.
  • Unnötige Doppeluntersuchungen entfallen. Im Notfall liegen alle wichtigen Informationen gesammelt und schnell vor. Ärztinnen und Ärzte haben einen besseren Überblick über Eure Krankengeschichte. Überweist Euch Eurer Hausarzt zum Beispiel an einen Facharzt, kann dieser die Dokumente zu Eurem Behandlungsfall einsehen und seinen eigenen Bericht direkt in die ePA hochladen.
  • Ihr könnt einfacher ärztliche Zweitmeinungen einholen.
  • Arztwechsel werden einfacher.
  • Bei einem Krankenhausaufenthalt liegen Eure Gesundheitsdaten vor, wenn Ihr dem Zugriff des Krankenhauses nicht widersprecht.


Das sind die Nachteile der ePA:

  • Sicherheit: Auch wenn die ePA durch Sicherheitsvorkehrungen geschützt ist, besteht immer ein gewisses Risiko, dass Daten gehackt oder missbraucht werden könnten.
  • Infrastruktur: Systemausfälle, technische Fehler oder Störungen sowie eine langsame Internetverbindung können den Zugang zur Patientenakte erschweren. Zudem könnte es durch technische Störungen zu Problemen beim Zugriff auf die Akte kommen. Sensible Gesundheitsdaten könnten so in falsche Hände geraten.
  • Technik: Menschen ohne geeignetes Endgerät haben keinen eigenständigen Zugriff und Einblick in ihre eigene ePA, sondern sind auf Hilfe Dritter angewiesen.
© Radio Essen

Praxis in Essen macht bei der Testphase für die ePA mit

Die allgemeinmedizinische Praxis von Marcus Reil und Marion Assenmacher testet die elektronische Patientenakte für alle. Sie ist eine der 16 Praxen in Essen, die bei der Testphase dabei sind. Die Erwartungen liegen darin, dass die Kommunikation zwischen den Ärzten reibungsloser und schneller funktioniert. So muss Dr. Reil nicht bei anderen Ärzten anrufen, um die Krankengeschichte eines neuen Patienten zu bekommen. Mit der ePA ist alles elektronisch gesammelt.

Für die Einführung der ePA muss auch nicht viel Aufwand betrieben werden. Es gab nur zwei einstündige Workshops, die das Team auf das neue System vorbereitet hat. Ansonsten wird einfach abgewartet und geschaut, wie es genau läuft. Für die Patienten ändert sich erstmal nichts, da die Testphase mindestens vier Wochen dauert. Unsere Radio Essen-Stadtreporterin Nina Fabianski hat mit Marcus Reil geredet, um offene Fragen zu klären.

© Radio Essen

Unternehmen aus Essen an der Entwicklung beteiligt

Das Essener Unternehmen Bitmarck war an der Entwicklung der ePA beteiligt. Im Radio Essen-Interview teilt die Firma mit, dass die Entwicklung insgesamt zwei Jahre gebraucht hat. Besonders schwierig war es verschiedene Teile des Gesundheitswesens zu verbinden. Das sind die Krankenkassen, die Praxen, Krankenhäuser, der Gesetzesgeber und auch der Patient selber. Auch die Vorgaben für die Software und die App für die Patientinnen und Patienten wurden auch immer wieder geändert, was den Entwicklungsprozess schwieriger gemacht hat. Pressesprecher Andreas Pschera versicherte aber:

"Der Schutz von Gesundheits- und Sozialdaten genießt natürlich die höchste Priorität. Die Architektur der ePA ist deshalb vom Gesundheitsministerium im Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik und dem Fraunhofer-Institut für sichere Informationstechnologie (SIT) entwickelt worden. Diese Akteure haben sich zusammengetan, um die Vorgaben für die Entwicklung der ePA so sicher wie möglich zu gestalten. Und aus Sicht der Fachexperten und auch aus unserer Sicht erfüllt die ePA auch den höchstmöglichen Sicherheitsstandard."

Dadurch, dass so viele verschiedene Akteure an der ePA beteiligt sind, kann die Software nicht für ganz Deutschland direkt online gehen. Bitmarck wird die nächsten Wochen anstehende Probleme so schnell wie möglich bearbeiten und die ePA schnellstmöglich für alle zugänglich machen. Andreas Pschera betont auch, dass noch viel Aufklärung notwendig ist, um die Patientinnen und Patienten auf die ePA Aufmerksam zu machen und die Akzeptanz zu erhöhen.

Mehr Nachrichten aus Essen

Weitere Meldungen

skyline