Rocker-Razzia in Essen und anderen Städten: Erste Bilanz der Polizei

In Essen und mehreren anderen Städten hat die Polizei heute eine große Razzia im Rocker-Milieu durchgeführt. In einer ersten Bilanz spricht sie jetzt von vier Haftbefehlen, unter anderem in einem spektakulären Mordfall.

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Rocker-Razzia: Haftbefehl für vier Mitglieder der Hells Angels

Die Polizei hat eine erste Bilanz der groß angelegten Razzia im Rocker-Milieu gezogen. 24 Wohnungen und eine Werkstatt wurden durchsucht, es gab unter anderem Einsätze in Oberhausen, Mülheim, Dinslaken, Duisburg, Mönchengladbach und auch bei uns in Essen. Die Razzia war das Ergebnis jahrelanger Ermittlungen in einem spektakulären Mordfall an einem Hells-Angels-Mitglied und einem ebenso filmreifen Anschlag auf einen Rocker der verfeindeten Bandidos. Die Polizei hat vier dringend Tatverdächtige ermittelt: Einer wurde heute festgenommen, einer sitzt wegen eines anderen Verbrechens schon im Gefängnis, zwei weitere werden jetzt mit internationalen Haftbefehlen gesucht.

Fall 1: Mordanschlag an einer roten Ampel

Der Mordanschlag liegt schon mehrere Jahre zurück: Im November 2013 stand ein Mann, der damals zu den Bandidos gehörte, mit seinem Auto an der Roonstraße in Oberhausen vor einer roten Ampel. Mit im Auto saß eine Frau. Dann soll sich der Täter genähert und mit einer Waffe des Kalibers 22 auf den Mann geschossen haben. Er wurde damals schwer verletzt, konnte sich aber durch ein waghalsiges Fahrmanöver zu einer Tankstelle auf der Bebelstraße retten. Seine Beifahrerin wurde leicht verletzt. Der heute 31 Jahre alte mutmaßliche Schütze wird jetzt mit internationalem Haftbefehl gesucht, unter anderem wegen versuchten Mordes in zwei Fällen. Er soll sich in der Türkei aufhalten. Haftbefehle gibt es auch gegen einen 33-jährigen und einen 34-jährigen mutmaßlichen Mittäter. Der 34-Jährige sitzt schon wegen anderer Verbrechen im Gefängnis, der 33-Jährige wird ebenfalls mit internationalem Haftbefehl gesucht.

Fall 2: Zerstückelte Leiche von Kai M

Der 33-Jährige und der 34-Jährige sollen außerdem für den Mord an einem Clubkameraden im Januar 2014 verantwortlich sein. Sie sollen den damals 32-jährigen Kai M. in Mönchengladbach erschossen haben, weil er Geheimnisse der Rockergang verraten haben soll. Gemeinsam mit einem 42 Jahre alten Mittäter sollen sie die Leiche dann Zerstückelt und entsorgt haben. Teile des Leichnams von Kai M. wurden im Februar und April 2014 in Duisburg am Ufer des Rheins und im Rheinpreußenhafen gefunden und Anhand von DNA-Untersuchungen und Tätowierungen auf dem Arm Kai M. zugeordnet.

Im Mai 2020 bargen Polizeitaucher an der Stadtgrenze Duisburg/Oberhausen unter anderem einen menschlichen Schädel aus dem Rhein-Herne-Kanal. Nach gerichtsmedizinischen Untersuchungen stand fest, dass es sich auch dabei um Knochen von Kai M. handelte. Der 42 Jahre alte Mitbeschuldigte wurde heute in Mönchengladbach festgenommen.

Im Zusammenhang mit den beiden Fällen hat die Polizei heute fünf weitere Mitglieder der Hells Angels in Dinslaken, Mülheim an der Ruhr, Oberhausen und Mönchengladbach vorläufig festgenommen. Insgesamt wurden 24 Objekte durchsucht, neben den Wohnungen der Verdächtigen auch eine Werkstatt, ein Restaurant, Vereinsheime der Hells Angels in Mönchengladbach, Bordellbetriebe auf der Duisburger Vulkanstraße sowie Hafträume in verschiedenen Justizvollzugsanstalten.

Bei den heutigen Durchsuchungsmaßnahmen stellten Ermittler der Kriminalpolizei unter anderem eine scharfe Schusswaffe, eine Schreckschusswaffe, Datenträger und Betäubungsmittel sicher. Die Ermittlungen und Auswertungen der Beweismittel laufen noch.

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