Heinsberg-Studie: Etwa 1,8 Millionen Corona-Infizierte in Deutschland

An der Uniklinik Bonn hat der Virologe Prof. Hendrik Streeck das Endergebnis der Heinsberg-Studie im Auftrag der NRW-Landesregierung zum Corona-Virus vorgestellt. Ein Ergebnis daraus: Deutschlandweit dürften sich nach seinen Schätzungen schon etwa 1,8 Millionen Menschen mit dem Virus angesteckt haben

© Land NRW

1,8 Millionen Infizierte - das wären etwa zehn mal mehr als bisher offiziell registriert. Die Wissenschaftler um Professor Streeck haben systematisch fast 919 Menschen in der stark betroffenen Gemeinde Gangelt im Kreis Heinsberg untersucht. Sie wollten so, unabhängig von den offiziellen Zahlen, einen Überblick darüber bekommen, wie viele Menschen wirklich infiziert seien oder waren.



Eine zentrale Erkenntnis daraus: 0,37 Prozent der tatsächlich Infizierten sterben infolge einer Infektion. Davon ausgehend wurde die Dunkelziffer der Infektionen für ganz Deutschland in einem Modell hochgerechnet - mit dem Ergebnis: In Deutschland dürfte die tatsächliche Zahl der Infizierten bei 1,8 Millionen Menschen liegen. 

Gut ein Fünftel hat keine Symptome

Hendrik Streeck war derjenige, der früh festgestellt hatte, dass ein wichtiges Symptom der Verlust des Geschmacks- und Geruchssinns beim Coronavirus ist. Mit der Heinsberg-Studie hat man außerdem feststellen können: 22 Prozent der Infizierten haben überhaupt keine Symptome gezeigt, beispielsweise kein Fieber oder trockenen Husten gehabt. Das heißt: Gut ein Fünftel der Infizierten können Träger und Verbreiter des Virus sein, ohne dass sie selbst davon wissen. Das, so die Wissenschaftler, macht das Einhalten der Abstandsregeln umso wichtiger. 

Heinsberg-Studie steht in der Kritik

Schon seit Wochen gibt es Kritik daran, dass Streeck und seine Kollegen einige Teilergebnisse früh veröffentlicht hatten, obwohl nicht alle Daten ausgewertet worden waren. Das hatte für Kritik gesorgt, weil NRW-Ministerpräsident Armin Laschet diese Teilergebnisse genommen hatte und zum Teil mit ihnen erste Lockerungen begründet hatte. Außerdem gab es den Disput mit einem anderen Virologen: Professor Christian Drosten von der Charité in Berlin. Drosten hatte Nachfragen zur Methodik Studie. Die Wissenschaftlichkeit werde von seriöser Seite momentan aber nicht angezweifelt.


Autor: Jose Narciandi

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