Feuer auf Moschee-Baustelle in Essen: Staatschutz ermittelt

In Essen haben am Freitagabend (19. Januar) zwei Männer auf einer Moschee-Baustelle gezündelt. Die Polizei hat die Tatverdächtigen vorläufig festgenommen. Der Staatsschutz ermittelt. Hier lest Ihr alle Reaktionen.

© Justin Brosch

Feuer auf Moschee-Baustelle in Essen: Polizei nimmt Tatverdächtige fest

Am Freitagabend (19. Januar) sind in Karnap zwei Männer in die Baustelle der Moschee an der Karnaper Straße eingebrochen und haben mit Feuer gezündelt. Einem Anwohner waren erst nur Taschenlampen auf dem Dach der Moschee-Baustelle aufgefallen, später dann Feuerschein. Daraufhin alarmierte der die Polizei. Wenige Minuten nachdem die Polizeibeamten eingetroffen waren, fanden sie die Männer und nahmen sie vorläufig fest. Es brannten bereits dort gelagerte Baumaterialien. Unter anderem war Plastikfolie, die sich an Lichtkuppeln und Türen befand, angezündet worden. Lichtkuppeln und Türen sind dadurch beschädigt worden. Das Gebäude selbst hat nicht gebrannt. Als die Feuerwehr eintraf, hatten die Polizisten den Brand mit einem Feuerlöscher bereits gelöscht.

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Hakenkreuz auf Moscheedach in Essen in Schnee getreten

Auf dem Dach der Moschee-Baustelle entdecken die Beamten auch ein etwa drei mal drei Meter großes Hakenkreuz, das in den Schnee "getreten" war. Bei den Tatverdächtigen handelt es sich um zwei 18 und 19-jährige junge Männer. Einer der beiden trug zwei Feuerzeuge bei sich, diese wurden sichergestellt. Der Staatsschutz ermittelt. In der Nacht zum Samstag (20. Januar) hat die Polizei mittels Beschluss die Wohnungen der beiden Männer durchsucht. Nach aktuellen Erkenntnissen sind die beiden Tatverdächtigen in der Vergangenheit noch nicht durch politisch motivierte Straftaten aufgefallen. Da es momentan nicht genug Haftgründe gibt, wurden die beiden Männer wieder freigelassen. Die Polizei ermittelt nun wegen Brandstiftung. Die Polizei war mit einer Hundertschaft, Experten der Kriminaltechnischen Untersuchung, Polizeihunden und einem Polizeihubschrauber im Einsatz.

Oberbürgermeister Thomas Kufen äußert sich

Zu dem Vorfall hat sich auch Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen geäußert. Er war am Samstag (20. Januar) selbst vor Ort.

"Auch wenn die Motive bisher noch unklar sind, macht mich die Brandstiftung an der im Bau befindlichen Moschee der bosnisch-islamischen Gemeinde in Karnap betroffen. Ich danke der aufmerksamen Nachbarschaft, die schlimmeres verhindert hat sowie Feuerwehr und Polizei für ihr schnelles Eingreifen. Die beiden jungen Täter sind gefasst, kommen nicht aus Essen. Die Polizei hat noch in der Nacht ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Gerade die Gemeinde des Kulturzentrums Dzemat Essen e.V. steht für ein gutes Miteinander sowie den Dialog der Kulturen und Religionen in Essen. Deshalb bin ich heute Morgen (20.01.) unmittelbar vor Ort bei der Gemeinde gewesen, um ein deutliches Zeichen der Solidarität zu setzen: Wir als Essenerinnen und Essener stehen an der Seite der Gemeinde!"

Kulturzentrum Dzemat Essen: "Ausländerfeindlich motivierter Brandanschlag"

Noch am Samstag hat sich das Kulturzentrum Dzemat Essen in einer Pressemitteilung geäußert und spricht von einem "ausländerfeindlich motivierten Brandanschlag".

"Wir sind zutiefst schockiert über den verübten Anschlag auf unsere Gemeinde, der zugleich einen Angriff auf die Religionsfreiheit in unserem Land darstellt."

Gleichzeitig bedankte sie sich bei den Einsatzkräften von Polizei und Feuerwehr sowie bei Oberbürgermeister Thomas Kufen, der gleich am Morgen danach vor Ort seine Solidarität zum Ausdruck gebracht hatte. Die Gemeinde gibt es bereits seit 40 Jahren. Der Neubau des Kulturzentrums in Verbindung mit einer neuen Moschee hat vor gut einem Jahr begonnen. Die Gemeinde hat über 400 Mitglieder.

Solidarität auch von Anwohnern in Essen-Karnap

"Wir sind erschrocken, dass so etwas in Essen, in unserem unmittelbaren Umfeld passieren kann."

Mit diesen Worten äußerte sich auch der Vorsitzende der Kommission für Islam und Moscheen in Essen, Muhammet Balaban, zu dem Vorfall am Sonntag im Radio Essen-Interview. Er steht im regelmäßigen Austausch mit der bosnisch-herzegowinischen Dzemat-Gemeinde, die Bauherrin des dort neu entstehenden Kulturzentrums mit angeschlossener Moschee ist. In der Nacht des Vorfalls hätten die umliegenden Anwohner sehr solidarisch reagiert. Sie hätten den Gemeinde-Mitgliedern, die in der Nacht vor Ort waren, beigestanden - ihnen Tee und etwas zu Essen gebracht, sagt Balaban.

© Radio Essen

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