Essen: Werden Bordelle bald zum Corona-Hotspot?

Keine Prostitution wegen Corona? In NRW wurde diese Regelung nun gerichtlich gekippt und auch in Essen können Prostituierte wieder ihrer Arbeit nachgehen. Das sorgt für heftige Kritik: Prostituierte könnten sich nicht vor Corona schützen, meint Anwältin Petra Jochheim aus Essen-Werden.

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Essen: Corona-Gefahr durch Prostitution?

Prostituierte dürfen wieder arbeiten, hat das OVG Münster entschieden. Doch welche Folgen hat dieses Urteil? Diese Lockerung wird dazu beitragen, dass sich das Coronavirus weiter in der Gesellschaft verbreitet, meint Anwältin Petra Jochheim aus Essen-Werden. Sie vertritt viele Prostituierte über die Menschenrechts- und Frauenberatungsorganisation Solwodi (Solidarity with Women in Distress) und erklärt im Interview: "Laut statistischem Bundesamt geht jeder vierte volljährige Mann einmal wöchentlich dort hin und nimmt sexuelle Dienstleistungen in Anspruch. Wir sollten uns jetzt alle überlegen, wen wir noch persönlich treffen". In der Schweiz ist bereits ein Bordell unter Quarantäne gestellt worden und dies könnte auch bei uns in Essen passieren, glaubt Jochheim.

Besonders Sorgen bereitet ihr, dass die Corona-Maßnahmen wahrscheinlich kaum umgesetzt werden: "Die Freier möchten diese Corona-Maßnahmen gar nicht", erklärt die Anwältin aus Werden. Viele Freier würden ungeschützten Sex wollen und die Prostituierten bräuchten das zusätzliche Geld. Was hinter der Zimmertür passiert, erfahre ohnehin niemand. Dazu kommt, dass viele Frauen kaum Deutsch sprechen und die Corona-Schutzmaßnahmen gar nicht alle verstehen.

Kritik gibt es auch dafür, dass das OVG Bordelle mit Fitnessstudios und Familienfeiern gleichsetze. In einem Großbordell seien aber ca. 100 Frauen mit täglich mindestens zehn Freiern tätig. Hier treffen folglich viel mehr Menschen zusammen und haben engen Körperkontakt.

Prostitution trotz Verbot

Viele Frauen haben sich trotz Verbot weiter prostituiert, berichtet Anwältin Petra Jochheim aus Essen-Werden. Viele hätten Angst und stehen unter Druck - "viele Frauen verdrängen Corona". Wenn die Prostitution jetzt wieder erlaubt ist, kommen die Frauen aus Bulgarien, Rumänien und anderen Ländern zurück nach Essen. Anwältin Jochheim befürchtet, dass die Frauen aus solchen Risikogebieten das Coronavirus mit nach Deutschland bringen.

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