Corona in Essen: Intensivarzt der Uniklinik "Wir haben freie Betten"

Alle reden über Inzidenz- und R-Werte. Aber in welchem Verhältnis stehen diese und die damit einhergehenden Lockerungen denn zu den Situationen in den Krankenhäusern in Essen? Das haben wir Dr. Frank Herbstreit gefragt. Er ist Oberarzt am Uniklinikum in Holsterhausen.

Dr. Frank Herbstreit von der Uniklinik Essen
© Uniklinik Essen

Arzt der Uniklinik Essen im Interview

Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder haben am Mittwochabend (3. März) in der Bund-Länder-Konferenz verschiedene Maßnahmen beschlossen. Ab Montag (8. März) soll es in fünf Schritten langsam zurück in Richtung Normalität gehen. Die Lockerungen sind dabei häufig an den Inzidenz-Wert geknüpft. Der besagt, wie viele Menschen von 100.000 Einwohner:innen am Corona-Virus infiziert wurden. Aktuelle Zahlen und Werte für Essen erfahrt Ihr hier.

Ein Ziel der Corona-Maßnahmen ist, dass genügend Betten auf den Intensivstationen zur Verfügung stehen und bleiben können. Aber wie sieht es denn aktuell auf den Intensivstationen aus? Einen Überblick und eine Einschätzung hat uns dazu Dr. Frank Herbstreit im Radio Essen-Interview gegeben. Als geschäftsführender Oberarzt am Uniklinikum in Holsterhausen leitet er den Bereich Intensiv- und Notfallmedizin und ist Lehrkoordinator für u.a. Studierende an der Uniklinik.

Uniklinikum Essen tanzt den Corona-Schutz-Song

© Radio Essen

Sorge um Mutationen

Der Intensivmediziner ist von Anfang der Pandemie an an vorderster Front. "Natürlich haben und hatten wir auch andere Fälle, aber im Moment nimmt Corona viel Raum ein", erzählt Dr. Frank Herbstreit im Radio Essen-Interview. Damit meint er alles, was auch rund um das Virus im Krankenhaus stattfindet: Noch mehr Hygienemaßnahmen, gesonderte Behandlung von Corona-Patient:innen und ein generell anderer Krankenhausaltag. Besonders schade sei, dass für den medizinischen Nachwuchs derzeit kaum Präsenzunterricht stattfinden kann.

Im Gegensatz zu Ländern wie zum Beispiel Italien, sieht Frank Herbstreit uns hier in Deutschland in einer glücklichen Lage mit einem recht gut funktionierenden und versorgten Gesundheitssystem.

"Wir haben freie Betten, wir hatten freie Betten und wir werden freie Betten haben."

Sorge bereiten ihm aber die Mutationen des Corona-Virus: "Wir wissen nicht, wie sich die Varianten verhalten", sagt er. Daher sehe er die Öffnungen aus medizinischer Sicht mit einer gewissen Skepsis. Als Privatpersonen räumt er aber auch ein: "Die Regeln sind mir zu durcheinander und mein Sohn freut sich, wenn er endlich mal wieder Fußball spielen kann."

Hoffnungen auf die Impfung

Große Hoffnungen setzt Dr. Frank Herbstreit in die Impfungen. "Das Thema ist doch so gut wie durch", fragt Radio Essen am Morgen-Moderatorin Angela Hecker, "wenn jetzt die über 80-Jährigen geimpft sind?" Der Intensivmediziner gibt aber zu bedenken, dass bei immer mehr jüngeren Menschen auch schwere Verläufe zu verzeichnen sind.

Wie viele Menschen in Deutschland, NRW und Essen geimft wurden, erfahrt Ihr hier.

Daher setzt er darauf, dass spätestens im Herbst, wenn es wieder kälter wird und weniger Aktivitäten draußen stattfinden können, mehr Menschen geimpft sind und "seine" Betten auf den Intensivstationen auch frei bleiben.

Alle aktuellen Nachrichten rund um das Coronavirus in Essen gibt es hier.

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